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abgebildet sind. Es wird in diesen Låden ein erstaunli ches Geld verthan. Vielleicht dürfte es unsern Lesern nicht unangenehm seyn, wenn wir mehr ins einzelne gehen und manche Artikel, welche von dieser patriotis schen Stimmung des englischen Kunstfleißes erzeugt worden sind, besonders angeben.

Die Kunsttischler und Meublemacher haben zwar keine neuen Geräthe, aber mehrere neue Arten sie zu pakken erfunden. Zelte, Betten, Tische, Stühle, Geråthe erhalten die Einrichtung, daß man sie schnell auseinandernehmen und in Kasten legen kann. Der Raum wird dabey auf eine bewundernswürdige Art erspart. Man nimmt vorzüglich darauf Rücksicht, daß die Kaften nicht groß werden, weil man sie nicht zur Achse. fortschafft, sondern von Pferden tragen läßt, so wie überhaupt soviel Lagerbedürfnisse als möglich den Pfer= den aufgepackt werden, eine neuere Veranstaltung, wo-, durch man die so unbequeme Wagenburg der Heere zu vermindern sucht.

Indeßen hat man mehrere Arten leichter Wagen ers funden, um auf denselben im Nothfalle Truppen von einem Orte zum andern schnell fortzuschaffen. Ihre Kräfte werden auf diese Art nicht durch starke Mårsthe erschdpft und die Leute kommen ohne Vergleich geschwinder an Lre und Stelle. Etliche dieser Wagen, welche schon vor einigen Jahren erfunden wurden, kennt man aus deutschen Journalen, und da wir von den Verbes serungen jetzt noch keine Abbildung mittheilen können, so muß es diesmal bey der allgemeinen Erwähnung sein Bewenden haben.

Die Knopfgießer haben eine außerordentlich reiche Erndte in der gegenwärtigen Epoche. Man weiß, daß sie sonst bey den in England so einfachen und selten wech

selnden Moden der Mannspersonen, ein sehr eingeschränktes Feld haben würden, wenn nicht der Auslånder so viel verschiedene Sorten aus Birmingham kommen liesse. Jetzt erhält dieser Zweig des englischen Kunsts fleißes von den Eingebohrnen alle Hånde voll zu thun. Fast jedes Regiment, jedes Corps, jede Association, jeder Bezirk hat für seine Monturen eigene Knöpfe ge= wählt. Es giebt darunter etliche ungemein schöne Muż fter. Bald ist es der Helmschmuck des Prinzen von Wallis oder des Commandanten eines Corps, bald das Stadtwappen, bald das Wappen einer Innung oder ein eigenes Motto, das auf den Kndpfen steht. Da sie meistens theuer sind, so verdient der Fabricant ein ansehnliches bey der allgemeinen Rüstung.

Es ist bekannt, wie viel man in England auf gute Wäsche hålt, und zwar muß in der Regel alles, was dazu gehört, vollkommen und weit seyn. Man sieht nicht selten Arbeitsleute mit zerrissenen Ellbogen an den Röcken; aber sie achten es nicht sehr, weil ein feines Hemde heraussieht. Wenig und gut ist auch in diesem Punkte der meisten Menschen Grundsaß. Auf dem festen Lande verdanken wir es den erfindsamen Frans zofen, daß man ohne den Aufwand eines ganzen Obers hemdes in weißer Wäsche erscheinen kann: die halben Hemden sind durch ganz Deutschland in kinderreichen unbemittelten Familien bekannt. Auch verheimlicht man es nicht; denn wer wollte sich einer weisen Räthlichkeit schämen? Es gehört aber in England unter die einfåltigen Vorurtheile, welche sich jedoch von Jahr zu Jahr vermindern, daß man es für schimpflich achtet, mittelst eines Busenstreifes und einer halben Elle feiner Leinwand eben so anständig zu erscheinen, als Reichere im ganz zen Oberhemde,. Dies hat zum Theil seinen Grund

in der Furcht vor dem Scheine der Armuth, welchen auch die allergemeinsten Leute geflißentlich zu vermeiden suchen. Aber die jetzigen Zeitumstände scheinen auch diese bisher so verachtete transmarine Modé hier einführen zu wollen; und obgleich John Bull über diese seynsollenden Hemden in den Låden gewaltig spottet, so kann man ihm doch gegenwärtig einen haltbaren Grund für ihre Erscheinung angeben. Man nennt sie military shirts, Soldatenhemden. Unter den zwey Millionen Britten, welche durch die Gefahr einer feindlichen Landung in die Waffen gebracht worden sind, giebt es begreiflich eine gute Menge, die wenig oder gar kein Geld auf feine Wäsche zu verwenden haben. Gleichwohl sollen sie reinlich erscheinen und sich unter andern durch einen Busens streif der Gesellschaft des wohlhabenden Waffenbruders fähig machen. Da ist ihnen nun der englische Kunst-fleiß durch diese Nachahmung eines uns längst bekannten Behelfs beygesprungen. Aber wie alles Fremde an glisirt wird, ehe man es aufnimmt, so haben auch diese Stückchen Leinwand ihr Improvement erhalten. Dies besteht in Båndern, oder Schnüren, womit man die Zipfel, welche über die Achseln hången, vorn unter dem Busenstreife befestiget und das Ende des erlogenen Hem= des, welches nicht weiter als bis an den Magen reicht, vermittelst zweyer gegeneinander laufender Bånder hins ten zusammenbindet. Man nennt sie half shirts, HalbHemden, wie bey uns. Sie kosten nach Befinden der Leinwand vier bis sieben Schillinge bey Cole 187, Strand.

Dieser Stellvertreter hat einem andern den Weg ge= bahnt, welcher sich zwar mit der beliebten Qualificas tion military brüstet, aber auch unabhängig von dies ser Bestimmung bey vielen unbemittelten Jünglingen Beyfall findet. Seit ungefähr ein bis zwey Jahren ges

bietet die Mode, daß der Hals des Hemdes zu beyden Seiten die Wangen und den buschigten Backenbart wie eine Mauer schüßen muß; es gehört wegen der feinen indischen Halstücher sehr feine Leinwand dazu und in dem rauchichten London unfehlbar tåglich ein weißes Hemde, wobey die Mannspersonen der wohlhabenden Stände, die schlechterdings zur Tafel ihre Wäsche wechseln, gar nicht eingerechnet sind. Weil aber nicht jede Börse diesen Aufwand bestreiten kann, so machen die Låden, welche mit fertiger Wäsche handeln, bloße Hems denhålse mit zwey Knöpfchen. Man knöpft sie über das Hemde und bindet das Halstuch darüber, so daß keine Seele wissen kann, an welchem Datum das darunter befindliche Hemde weiß gewesen ist, da sich der Busenstreif mit einiger Behutsamkeit zwey bis drey, ja zur Noth vier Tage, vornehmlich unter einem englischen Rocke, tragen läßt. Diese collars kosten das Stück Einen Schilling.

Auch die Frauen, stolz auf den Muth und die Streit= willigkeit ihrer Våter, Gatten und Brüder, zeigen in ihrer Tracht, daß sie ein gleicher Geist beseelt. Die hdheren Stånde fangen an ihre Hüte, Bonnets und Hauben mit Helmen zu vertauschen, die aus Seide, Stroh, Zeug, feinem Atlasleder u. f. w. gemacht werden, und den weiblichen Kunstfleis von Tage zu Tage mehr beschäftigen.

Dies dfnet nun den verschiedenen Künstlern und Künstlerinnen, die den Frauenputz besorgen, ein weites Feld, welches die Gold- und Silberschmiede vor allen andern sehr glücklich anbauen. Ihre Gewölbe gleichen jekt den Gerüstkammern. Aller neue Schmuck, den sie verfertigen, trägt die Gestalt eines ålteren oder neueren Gewehrs. Die goldnen Nadeln für das Haar, für

die Halstücher und die Schleyer find kleine Flinten, Caz nonen, Schilde, Spieße, Piken, Degen, Schwerdter, Trommeln c. die Ohrgehenke gleichen kleinen Helmen, Schilden, Tartschen; die Ringe und die Gürtschnallen find mit den Zeichen des Krieges eingefaßt; die Etuis und Zahnstocherbüchsen haben patriotische Motto's und die Kämme werden vermuthlich Medaillons des ersten Helden erhalten, der sich in dem bevorstehenden Kampfe auszeichnen wird. Unter allen diesen Zierrathen find die goldnen Flinten am schönsten gearbeitet und man trägt fie sehr allgemein in den Haaren. Bey dem reichen Goldschmidt Gaimes auf St. Paul's Kirchhofe findet man stählerne Schwerdter von der Größe eines weiblichen Zei gefingers für Haarnadeln; sie gehören unter die schönften Arbeiten des Londner Kunstfleißes seit dem Aufkom= men dieser Mode. Preis anderthalb Guineen. Hier fin= det man auch goldne Brustnadeln in der Form kleiner Degen (broaches), die in dieser Gegend der Altstadt stark gehen.

Dies mag für diesen Monat hinreichen; ohne Zweifel wird der folgende Monat überflüßig beweisen, wie sehr die englische Industrie günstige Gelegenheiten zu nuken versteht. Wir durchmustern nun, was sich etwa sonst noch neues auf dem großen Londner Markte eingefunden hat.

In etlichen Silberlåden bemerkt man neue Salzfåßer, die von einem guten Geschmacke des Erfinders zeugen, aber theuer sind. Das Faß besteht aus schdnem blauen Glase, welches ungefähr die Gestalt eines Körbchens hat. Es steht in einer gleichförmigen Einfassung aus silbernem Filligran von der feinsten Arbeit, die man sich nur denken kann. Dazu kommt ein sehr schöner Henkel aus derselben Arbeit,

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