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Im Merkur der Stadt Manchester findet sich ein neues Beyspiel, daß Menschen zuweilen eine Vorempfindung von ihrem Tode haben. Ein Herr Goodwin in Macclesfield, der viele Jahre Miteigenthümer einer der Landwagen war, welche zwischen London und Manchester fahren, wurde eines Morgens tod-im. Bette ge= funden. Sein alter Bedienter Joseph, der ihm lange und tren gedient hatte, als er noch Gastwirth war, erklärte oft, halb im Ernst halb im Scherz, wenn von dem vermuthlichen Tode des alten Goodwin die Rede war, daß er, Joseph, sterben würde, wenn sein Herr stürbe. Es war seltsam; Joseph überlebte seinen Herrn nur einen Tag, ob er sich gleich vorher völlig wohl befunden hatte.

Ein vornehmer und reicher Mann entleibte sich in einem Caffeehause in Portlandstreet. Er that dies auf eine sehr gråßliche Art. Den Abend zuvor gieng er zeitig zu Bette und bat, daß man ihn früh nicht stören möchte, weil er von der Reise sehr müde sey, und vielleicht länger als gewöhnlich schlafen dürfte. Ein Herr, der neben an geschlafen hatte, kam des Morgens hinunter und fragte den Aufwärter beym Frühstück, was für ein seltsamer Mann neben ihm geschlafen hätte? er habe fast die ganze Nacht für sich gemurmelt und geredet, bald habe es geschienen, als ob er sich ernsthaft mit einem Freunde unterredete, bald als ob er blos über das Elend des menschlichen Lebens klagte. Der Aufwärter wuste nicht anders, als daß er ein angesehener Mann nicht weit von London sey, der oft dort einkehrte; sonst habe er sich allezeit still betragen. Weiter hörte man nichts von ihm bis Mit tags um zwölf Uhr, da der Aufwärter an die Thür klopfen music, wo der Herr schlief, um ihm zu sagen,

wie spåt es schon sev. Er fand die Thür nicht zugeschloss fen, machte sie auf, und sah den unglücklichen Mann im Bette mit durchschnittener Gurgel und noch blutend liegen. Der Mensch war außer sich über diesen Anblick, Man holte einen Wundarzt. · Dieser fand ihn noch bey Sinnen, wie es schien, doch sprachlos. Der Chirur gus nåhete die Wunde in der Kehle zusammen; aber indem er es that, entdeckte er eine zweyte am Arme, welche die Sehnen vom Knochen trennte. Deffen ungeachtet schien sein Leben noch zu retten zu seyn, bis der Unglückliche mit einer krampfhaften Bewegung die Bettdecke von fich warf. Es zeigte sich ein entsetzliches Schauspiel. Außer den gedachten Wunden hatte er sich noch den Unterleib aufgeschlizt, aus welchem die Eingeweide hiengen Der Wundarzt that alles, was seine Kunst vermochte, aber ohne Erfolg. Das Scheermesser, womit er die schreckliche That begangen hatte, lag neben ihm; er war völlig entkleidet, und legte vermuthlich, erst sehr frühe Hand an sich selbst. Seine Gattin, die er erst seit cineur Jahre geheyrathet hatte, war hoch schwanger.

Cornelius Browne, ein alter Kutscher, hatte sich im Dienst seines Herrn so viel gesammelt, daß er in den drey Procenten 250 Pfund Stock einkaufen konnte. Doch was ren die daraus erwachsenden Zinsen nicht hinreichend, ihn zu erhalten. Da er nun weder Weib noch Kind, aber eine Menge Vettern und Muhmen hatte, so nuzte er ihre Verwandtschaft zu folgendem Entwurfe, wodurch er sich ein größeres Einkommen verschafte, ohne sein Verz mögen in den Stocks zu vermindern. Er kam mit sechs zig von seinen Vettern und Muhmen überein, daß, so lange er lebte, jeder von ihnen ihm wöchentlich einen Penny zahlen, und dafür das Recht erhalten sollte, an dem in den Fonds belegten Gelde nach seinem Tode Thejl

zu nehmen. Zugleich machte er ein Testament, worinn er ihnen außerdem alles vermachte, was er ersparen würde, nachdem man die Unkosten seines ehrlichen Bez gräbnisses daraus bestritten hätte. Alle Theile gewannen bey diesem Handel: der Mann lebte zehn Jahre darnach und starb vor kurzem.

Unlängst kam ein Tråger vor das Haus einer Das me in Cliffton. Er hatte einen ziemlich schweren Sack bey sich, nebst einem Briefe; beydes sollte unverzüglich der Dame abgeliefert werden und er bat sich eine halbe Crone für seine Mühe aus. Als der Bediente zurücks kam, war der Tråger fort und hatte den Sack liegen Lassen. Zum äußersten Erstaunen fand man darin über vierhundert Guineen. Während der irländischen Rebellion war diese Dame sehr bestohlen worden und laut des Briefes befand sich in dem Sacke ein Theil des Raubes, welchen ein aufgewachtes Gewissen dem rechtmåBigen Besißer wieder verstatten wollte. Im Briefe wurde auch versprochen, daß man bemüht seyn würde, das Uebrige wieder zu erhalten, und es ihr ehrlich zu verabfolgen.

Als ein gewißer Henegan, der in der irländischen Grafschaft "Kildare 'wohnt, und mit Vich handelt, des Mittags über Cherryfieldhill ging, wo die Posten so oft bestohlen werden, hielt ihn ein Kerl an, der wie ein Matrose angezogen war, und forderte ihm sein Geld ab, mit der Drohung, ihn im Weigerungsfalle niederzuschießen. Dies belief sich auf nicht mehr als eine halbe Guinee, und da Henegan ihm seine mühseligen Umstände vorstellte, gab ihm der Räuber nicht nur zwen Schillinge zurück, sondern versprach auch, ihn ein Stück bis nach Dublin zu begleiten, damit er nicht aufs neue von Räubern befallen würde. Henegan lehnte dies freundlichst ab und man schied auseinander. Der

Räuber schlug die Straße nach Monastereven ein und der Landmann ging querfeld ein, um ihn im Gesichte zu behalten. Kurz darauf traf er einen Mann an, den er an den Friedensrichter gedachten Ortes schickte, welcher bald mit mehrern bewaffneten Leuten erschien, und samt Henegan dem Räuber nachsezte. Als dieser sah, daß man Jagd auf ihn machte, flüchtete er in eis nen Schilfmoor. Man umzingelte ihn. Er erklärte, daß er sein Gewehr nicht anders als mit seinem Leben aufgeben wollte. Es wurde Feuer auf ihn gegeben: aber dazu lächelte er und sagte, er würde den ersten, Der ihm nahe kåme, niederschießen. Man feuerte mehrere Kugeln nach ihm; eine traf und zerschmetterte ihm den rechten Arm. Seine Pistole entfiel ihm; er hob sie ganz gefaßt mit der linken Hand auf und rufte anhaltend seinen Verfolgern zu, daß sie nåher kommen sollten. Vergeblich ermahnte man ihn, sich zu ergeben. Es wurde wieder auf ihn gefeuert und ihm ein Schenkel zerschmettert. Er fiel, aber suchte gleich eine sitzende Stellung anzunehmen, so daß er noch einmal seine Pistolen auf die eindringenden Diener der Gerechtigkeit abdrücken konnte: er verschied dann. Aus den Papieren in seiner Tasche fand man, daß er Lawlor hieß und acht Jahr in der Marine gedient hatte. Sein Körper war ausz nehmend stark gebaut.

Zu Leominster in Herefordshire hatte der presbyterianische Prediger Lewellin eben seinen Vortrag auf der Kanzel beendiget, als er sich etwas vorwärts lehnte und ohne einen Laut von sich zu geben verschied. Niemand in der Gemeinde merkte es eher, als nach einigen Minuten. Das Erstaunen der Zuhörer läßt sich nicht beschreiben, da sie den sehr geschäzten Mann so schnell in einem leblosen Körper verwandelt vor sich sahen, Er

war gegen 65 Jahr alt und genoß allgemeine Achtung und Liebe.

Caninchen sind in England eine gewöhnliche und vorgezogene Speise. Hieraus läßt sich folgendes erklåren. In Milford Haven bemerkte man, daß eine ungemeine Menge großer Natten auf den Felsen und in dent ganzen Bezirke des dortigen sehr großen Caninchenreviers herumliefen. Beyde Gattungen von Thieren wurden so vertraut mit einander, daß sie sich paarten und Thiere von einem Mittelschlage zwischen dem Caninchen und der Ratte hervorbrachten. Man kann sich einbilden, welchen Eckel dies Mittelgeschlecht, den Liebhabern des Caninchenfleisches einflößen muste: man rottete daher die ganze Brut aus. Die englischen Naturforscher hielten den Fall für merkwürdig: jedoch sah man vor etlichen Jahren eine ähnliche Abweichung von den Geseßen der Natur in Plymouth, wo die Caninchenhåndler dadurch in solche Verlegenheit geriethen, daß man dort alle diese Thiere aus dem Wege råumen muste. `

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Wenn es in sehr großen Städten viel hartherzige Leute giebt, so sollte man sie deswegen nicht zu sehr tas deln. Unter zehn Menschen, die sich uns als elend darstellen, sind fast immer neun Heuchler. David Griffiths war ein solcher Patron. Dieser Kerl konnte nach Gefal len so natürlich in Zuckungen fallen, daß ein Stein in der Erde sich vor Mitleid hätte bewegen mögen. Nachdem der Anfall vorüber zu seyn schien, warf man ihm von allen Seiten Geld zu. Dies Gewerbe war in einer so großen Stadt, als London ist, ungemein einträglich). Aber zulezt brach der Krug. Ein wohlhabender Mann hatte dem Betrüger bey einem vermeinten Anfalle Geld gereicht und ihn sehr bedauert. Lezthin traf er ihn an eis nem ganz entfernten Orte der Stadt an, wo er aber=

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