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Colonien behandelte man blos die amerikanischen nach diesem Systeme; und selbst diese wurden nur einige wenige Jahre nach ihrer ersten Anlegung monopolisirenden Gesellschaften überlassen. Alle Illiberalität und Tyranney der Franzosen und Engländer scheint für die erober ten hindostanischen Provinzen aufbewahrt gewesen zu seyn; und in Absicht des einschränkenden Handelssystems so wie der Tyranney der politischen Verwaltung, welchen diese unglücklichen Länder unterworfen worden sind, haben die aufgeklärtesten Staaten mit Erfolg die Plane der Nationen nachgeahmt, die sich durch Unwissenheit und beschränkte Ansichten am meisten auszeichneten. Sie haben so wenig gewonnen, als reiche und mächtige Staaten durch den Besitz wohlhabender und volkreicher Lån ́der nur gewinnen konnten.

Der Verfasser hålt es für sehr wahrscheinlich, daß sich in St. Domingo ein schwarzer Freystaat bilden werde, welcher die übrigen Colonien über kurz oder lang verschlingen müße. „Freylich, sagt er (II. 154.), gibt es keine unmittelbare Gemeinschaft unter den Bewohnern von St. Domingo, und dem großen Haufen der Feldnegern auf den gegenüber liegenden Inseln; aber diese haben mehrere Gelegenheiten zu erfahren, was vorgeht, theils von ihren Landsleuten, welche die häuslichen Geschäfte verrichten, und die Lage der Sa= chen aus den Gesprächen der Herrschaft erfahren, theils von den Handwerkern der Städte, deren Verkehr mit den Europäern ausgedehnter ist, und welche besser unterrichtet sind, theils von den freyen Negern, und zuz leht von den Negerbedienten, welche nach Westindien zurückkehren, nachdem sie durch ihren Aufenthalt in Europa als freye Leute eine Menge Nachrichten eingez sammelt und viele Meynungen angenommen haben,

welche über die Negersclaverey allgemein gång und gez be sind.

So dürfte vermuthlich die Nachbarschaft eines. Negernstaates die Sclaven in den englischen Colonien auf Vorstellungen von Unabhängigkeit vorbereitet haben; und der erste Einfall des Feindes muß das Signal der Empörung werden. Wie einseitig auch immer die Råus. bereyen des neuen Feindes ausfallen mögen; ihre Wirkungen auf die Sclaven werden sich dennoch über den ganzen Körper derselben ausdehnen. Die Freybeuter mögen eine abschreckende Strafe erhalten, aber sie werden den englischen Negern zuvor die Seuche mitgetheilt haben, für welche die letztere schon empfänglich waren. Ja es ist wahrscheinlich, daß die Einfallenden niemals festen Fuß fassen, oder daß unter allen möglichen Umstånden ihre ersten Bemühungen mislingen werden. Wenn fie aber den Geist der Empörung dadurch erregen, daß sie die Negern auf etlichen Pflanzangen befreyen, che eine hinlängliche Macht gegen sie aufgebracht werden kann; 'fo ist es von wenigem Belange für Großbritannien, daß dessen gröste Colonie den Afrikanern von Jamaica anstatt denen von St. Domingo in die Hände fällt, oder daß die Pflanzer und Handelsleute derselben den Trost haben, von ihren eigenen Sclaven ermordet zu werden.“

Der Verfasser macht das vortheilhafte Licht, in welchem Edwards bekanntlich den abscheulichen Selavenhandel gezeigt hat, höchst verdächtig: dagegen tritt er ganz auf die Seiten des vortreflichen Clarkson, des fen berühmtes Buch über die nachtheiligen Folgen des Sclavenhandels für England (übersetzt in Sprengels Beyträgen zur Lånder- und Völkerkunde: XII. Theil. 2.) noch nie widerlegt worden ist. Man kann Herrn Brougham's Meynung über diesen wichtigen Punkt

aus dem Schlusse seines sehr lehrreichen Werkes abnehmen, welcher diese Auszüge beendigen mag.

Das einzige Mittel, das Negernsystem zu verbes sern, ist die Abschaffung des Sclavenhandels. Diese große Maasregel wird, wenn sie von untergeordneten Verfügungen, wie in den Staaten der alten Welt, in den Feudalreichen und in den südamerikanischen Colonien unterstützt wird, ohne Zweifel das ganze Ansehen der Dinge in der neuen Welt umåndern. Die Nez gern, wenn sie fast in dieselben Umstände kommen, wie die Leibeigenen des ehemaligen Europa und die Sclaven der Alten, werden dieselbe Laufbahn von Vers edlung antreten. Die Gesellschaft in Westindien wird nicht mehr das regellose, fehlerhafte und abschreckende Ungeheuer politischer Existenz seyn, das wir im Laufe dieser Untersuchung so oft haben betrachten müßen. Der Grund zu einer schnellen Vervollkommnung wird sowohl für die Weißen als die Negern und Mulatten aus den Materialien, welche Gewalt, Grausamkeit und Betrug gesammelt hatten, mit Sicherheit gelegt werden. Es wird sich unter dem Einflusse eines milden, civilisirten und aufgeklärten Systems ein starkes-und festes politisches Gebäude erheben. Das ungeheure Afrika wird mit der schnellen Veredlung der Welt, welche es bevdls kert hat, Schritt halten; und in den Gegenden, wo bis jetzt nur das Kriegsgeschrey, die Geißel und das Heulen des Elends sich nebst den wilden Thieren in die Stille der Wüste getheilt haben, mögen unsre Kinder und die Kinder unsrer Sclaven die Aussicht auf die mildthåtige und glänzende Regierung genießen, welche in den Hånden der Künste, der Wissenschaften und der Tugenden des neueren Europa ist.

Ich gebe gern zu, daß diese ganze Ansicht der Zus

kunft ein Traumgebild ist; aber sie ist es blos deswe gen, weil man so wenig Wahrscheinlichkeit sicht, daß diese große Maasregel, wofür man alle Gründe der Nothwendigkeit und Nützlichkeit anführen kann, zur Wirklichkeit gedeihen werde. Ohne die Gründe, welche von der Gerechtigkeit hergenommen sind, zu erwågen, follte man denken, daß die augenscheinlichen Gefahren des jetzigen Systems der Nation über ihre bedenkliche Lage die Augen dfnen würden, und daß das betrübte Beyspiel einer herrlichen Insel, welche den Gefahren, die jeder andern Sclavencolonie bevorstehen, fast innerhalb des Gesichtskreises der übrigen Niederlassungen aufgeopfert worden ist, den europäischen Mächten es zur ersten Angelegenheit machen müße, der inneren Krankheit nachzuforschen, welcher die Auflösung des Colonialsystems schnell folgen wird, und in die unüberJegten oder selbstsüchtigen Personen, deren Rath in andern Ländern den Untergang nach sich gezogen hat, Mistrauen zu setzen.

Multa sunt occulta reipublicæ vulnera, multa nefariorum civium perniciosa consilia; nullum externum periculum est, non rex, non gens ulla, non natio pertimescenda est: inclusum malum, intestinum ac domesticum est. Huic pro se quisque nostrûm mederi, atque hoc omnes sanare velle debemus. Cicero Orat. I. de lege agraria.

Aber es scheint das Geschick der Völker zu seyn, sich mehr durch die Erfahrung als durch das Beyspiel belehren zu lassen. Wie deutlich sie auch die Folgen der Thorheit in dem Betragen ihrer Nachbarn unterscheiden mögen; so gerathen sie doch kaum in dieselben Umstånde, als Trägheit, Furchtsamkeit oder ein sinnloses Vertrauen auf gutes Glück fie gegen die allerof=

fenbarste Anwendung der vorschwebenden Lehren vers blendet, alle Gedanken an Besserung erstickt, und eben die sonderbare Täuschung gebiert, welche einzelnen Menschen so oft schädlich wird, daß die Umstände und das Betragen, wodurch andre ju Grunde gerichtet worden find, ihnen keinen Schaden thun, oder gar nüßlich seyn werde,

Anecdoten.

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Der Herzog von Northumberland hatte einen sehr schönen Hengst, den er für vierhundert Guineen vers kaufte. Aber er war so wild, daß der Käufer ihn bald wieder veräußerte. Das Thier kam so an mehrere Herren. Keiner mochte den Hengst behalten, und ließ gern ein beträchtliches vom Preise nach, um ihn los zu werden, bis ihn endlich ein Bereiter für viertehalb Guineen an sich brachte. Sobald das unbändige Thiev eintrat, setzte man ihm, wie der englische Kunstaus druck lautet, einen Lobtenreiter auf den Rücken, und nachdem er viele vergebliche Versuche gemacht hatte, seine unbewegliche Last herabzuwerfen, ließ man ihn frey in der Reitschule umher laufen, wo er zwey Tage und zwey Nächte ohne Futter blieb. Am dritten kam sein Herr mit einem Siebe Hafer, welchen das Thier aß ohne sich wild zu bezeigen. Tags drauf stellte sich der Bereiter abermals ein, und hatte zwey Reitknechte mit Knütteln bey sich, um den Hengst, falls er Mucken zeigen sollte, weidlich zudecken zu lassen. Aber sobald er mit Schlågen bedrohet wurde, lief er gleich zu seinem Herrn, legte den Kopf über dessen Schulter, und leckte ihm das Gesicht. Von dem Augenblick war er völlig zahm, und ist jetzt, wie billig, der Liebling des Reits hauses (the crack of the school).

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