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ausgenommen, ziehen kann. Es ist eine ausgemachte Sache, daß eine weit feinere Wolle von denjenigen Schaafen fållt, die einen groffen Raum von Hutung durchirren können, als von denen, die auf reichere und fæftigere Weiden eingeschränkt sind, dergleicheu zum Beyspiel die neueren englischen Umzäunungen und ackerbaulichen Verbesserungen gewähren: und man kann dies als eine Hauptursache annehmen, warum sich die feis ne einheimische Wolle in England so sehr vermindert hat. In NeuSüdwallis sind die Wälder so leicht und offen, daß sie die Güte der Weide nicht verschlime mern, indem sie zu gleicher. Zeit gehörigen Schirm ges gen die ausdörrenden Sonnenstrahlen darbieten, und dadurch den Uebeln abhelfen, welche durch die Veråns derlichkeit der Witterung auf ofnen Weiden verursacht werden: und dies ist ein Gegenstand von der grösten Wichtigkeit, wenn man die Wolle veredeln will. Es giebt in dieser Colonie so wenig verderbliche Thiere, daß sie Vortheile darbietet, welche, neben den bereits aufgezählten, sich vielleicht in keinem andern bekannten Lande zusammenfinden. Die dort vorhandenen Schaafheerden haben sich mit einer bisher beyspiellosen Geschwindigkeit vermehrt, und der oben angeführte Officier weiß durch kluge Behandlung die Wolle seiner Schaafheerde, welche schon aus viel tausend Stücken besieht, von Jahr zu Jahr zu verbessern. Es sind et= liche Proben davon einem Ausschuße des Hauses der Gemeinen vorgelegt worden, und die besten Kenner der Wolle haben gestanden, daß sie der vorzüglichsten spanischen an Werth beykomme. Mit gehöriger Sorgfalt kann man dort binnen wenig Jahren Millionen von Schaafen ziehen, und der Kostenaufwand, ihre Wolle von dort nach England zu bringen, würde

nicht höherfsteigen, als was die Einfuhr der Baumwolle aus Ostindien beträgt. So könnte England sich einen beständigen Wollen - Vorrath erschaffen, welcher mit den Erfordernissen der Manufacturen Schritt hielte, wenn sie auch noch so viel brauchten. Dann könnte man denselben allgemeinen Gebrauch der Maschinen in der Wollenmanufaktur billigen, welcher mit so großem Vortheil in die Baumwollen - Manufacturen eingeführt worden ist. Wer sicht nicht den Nutzen ein, wenn England von seinen eigenen Colonien feine Wolle bekommen kann, anstatt sie aus Spanien oder andern fremden Låndern zu holen? und da dann die Preise der Tücher fal= len müssen, so würde der Flor der englischen Wollenmanufacturen einen unabsehbaren Gipfel erreichen.

Ueber die Colonial-Politik der europäis schen Mächte.

Der Verlust der nordamericanischen Colonien hat England bewogen, in der Colonial - Verwaltung mit großer Vorsicht zu verfahren, und durch die fürchterlichen Auftritte in St. Domingo ist die Frage über die Behandlung der Colonien aufs neue zur Sprache gekom

So lange das Schicksal dieser reichen Insel uns entschieden bleibt, muß jedes Urtheil der Sachkundigen über einen so wichtigen Gegenstand für England Intereffe haben. Man hat daher folgendes Werk, ob es gleich in einem sehr unruhigen Zeitpunkte erscheint, mit der lebhaftesten Aufmerksamkeit gelesen: An inquiry into the Colonial policy of the European powers: in two volumes. By Henry Brougham Jun. Esq. F. R. S. Edinburgh and London. 1803. 8. (d. i. Untersuchung der europäischen Staatsklugheit in Hinsicht der Colonien.)

Inhalt des ersten Bandes: Einleitung und Plan des Werks. Buchh 1. über die Verhältnisse zwischen einem Staate und dessen Colonien. Abschnitt 1, über

die politischen. Ab. 2. über die gewerblichen. «) über die Verhältnisse eines freyen Colonialhandels. s) über die Handelsverhältnisse zwischen einem Staate und des sen Colonien, in wie fern sie von der Staatsklugheit des neueren Europa modifizirt werden. Abth. 3. von den besonderen Verhältnissen der Colonien der europäischen Mächte zu ihren Mutterländern. a) von der ColonialStaatsklugheit der vereinigten Provinzen, b) von der Colonialstaatsklugheit Spaniens, c) von der Coloniale staatsklugheit der Portugiesen, Dånen und Schweden, d) von der Colonialstaatsklugheit Englands und Frankreichs.

Inhalt des zweyten Bandes: Buch II. über die auswärtigen Verhältnisse der Colonien. a) über die gegenseitigen Verhältnisse der Colonien in Hinsicht ihrer Abhängigkeit von den Mutterländern. b) über das Intereße der europäischen Colonien, in wie fern es mit der Herstellung der französischen Macht in Westindien verz bunden ist. c) was für Folgen die Errichtung eines Negernfreystaates in Westindien für diejenigen Colonien haben würde, welche der Oberherrschaft des Mutterlandes unterworfen bleiben. Buch III. über die auswår tigen Verhältnisse der Staaten, in wie fern ihre Colonialverhältnisse darauf Einfluß haben. a) über aus. wärtige Staatsflugheit der Länder überhaupt und in wie fern ihre Colonialverhältnisse auf dieselbe Einfluß haben. b) über das gegenseitige Intereße der verschiedenen europäischen Mächte sowohl in ihren Colonien als auch in andern Gegenden wegen ihrer Colonialverhält nisse. aa) über die Intercolonialverhältnisse der europäischen Mächte in wie fern die americanischen Angelegenheiten Einfluß auf sie haben. bb) über die äußeren Verhältnisse der europäischen Mächte in verschiedenen

Gegenden, in wie fern ihr Colonialintereffe auf diesels ben Einfluß hat. Buch 4. über die einheimische Staatss klugheit der europäischen Mächte in ihren Colonien. a) über das System, die Negern frey zu machen, oder über die Rathsamkeit die Colonien durch freye Negern an= bauen zu lassen. b) über das System der Negersclaven; oder über den gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft in den Sclavencolonien und die Mittel denselben zu vers bessern.

Diese zwar zu jeder Zeit, aber besonders gegenwårtig äußerst wichtigen Gegenstånde sind in den vorliegenden zwey starken Octavbånden ausführlich und unpar= thenisch behandelt. Der Verf. sagt seinen Landsleuten und den übrigen europäischen Mächten über die Unklugheit und Grausamkeit des Sclavenhandels sehr bittre Wahrheiten. Wir heben aus beyden Theilen einige Stellen aus, welche ein allgemeines Interesse haben. Die Auswahl ist nicht leicht, da das Werk, ungeachtet seiz ner Långe, die Aufmerksamkeit des Lesers von Anfang bis zu Ende festhält.

,,Die Mittel, wodurch das neuere Europa mit sehr wenigen Ausnahmen seine Colonien erlangt hat, gereichen der Ehrlichkeit und Menschenliebe der verschiedenen Nationen eben zu keinem großen Ruhme. Die kostbar= ften dieser fernen Lånder waren von unabhängigen Ståmmen bevölkert, die entweder unter regelmäßigen Regierungen eine Gesellschaft bildeten und in der Civilisation Fortschritte gemacht hatten, oder in einem rohen aber freyen Zustande lebten und durch die einfachsten und uns vollkommensten Bande zusammenhiengen. Sobald ihr Daseyn den mächtigern Gemeinheiten der alten Welt bekannt wurde, errichtete man einen Verkehr, welcher nach einer Reihe von Grausamkeit und Betrug mit Unterwer

fung oder Ausrottung der alten Besitzer endigte. Zus weilen mischten sich lächerliche casuistische Misdeutungen in der Religion und Rechtsgelehrsamkeit ein; zuweilen schützte man noch schamloser vor, daß man ein Recht durch Lehen, Kauf oder Eroberung besässe.

Das Anrecht also, welches die verschiedenen Mächte auf ihre Colonien haben, kann füglich mit demjenis gen verglichen werden, kraft deffen alle Nationen in jes dem Zeitalter und Welttheile sich den Besitz ihrer Låns der verschafft haben, nehmlich das Recht, welches der stärkste und listigste sich über Personen zueignet, die wes der Widerstand leisten noch entfliehen können, indem es von andern zugegeben wird, die es entweder nicht zu bes streiten wagten, oder an der Beute Theil nahmen. Diese Ermächtigung důnkt uns in einer außerordentlichen Gewaltthätigkeit und Ungerechtigkeit ihren Grund zu haben, blos weil sie ein paar Jahre nach dem Zeitab= schnitte Statt gehabt hat, wo die Mutterländer selbst gerade durch solche Mittel begründet wurden.

Der Anbau der westindischen Inseln ist dadurch zu Stande gekommen, daß man große Capitale aufs Spiel sette, große Beschwerlichkeiten und Gefahr vom Clima ertrug und dafür fich auf erstaunlichen Gewinn Hoffe nung machen durfte. Dies sind die Opfer, welche die Geschäfte eines Caffee und Zuckerpflanzers erfordern, und dies sind die Versuchungen, wodurch er dazu be wogen wird. Solche Geschäfte sind einem kaufmännis schen Planmacher angemessen und harmoniren weit mehr mit dem Handelsgeiste als der Neigung zum Ackerbau, so wie daraus mehr gewerbliche als landwirthliche Angewöhnungen herfließen. Die Liebe zum Ackerbau ers zeugt drtliche Anhänglichkeit; der Handelsgeist einen Hang zum Wagen und zur Abwechslung. Während

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