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Licht, was für ein Schicksal die Kinder der Miß Levy gehabt haben mußten. Der Vater wurde befragt, ob er sich nicht um seine Kinder bekümmert håtte? Er gab zur Antwort, daß man ihm gesagt, seine Kinder wắren nach der Geburt gestorben, und daß man ihm deswegen Geld abgefordert håtte. Die Kinder lägen auf dem Kirchhofe bey Bishopsgate; auch nannte er eine Kirche, wo sie getauft wåren. Nach gehöriger Erkuns digung fand es sich, daß man in dieser Kirche nichts davon wußte. Der Lord Maire war über die verhärteteBoßheit dieser drey Personen entsetzt. Am abscheulichsten schien ihm die Großmutter, welche nicht nur ihre Tochter zum Ehebruch aufmunterte, sondern auch vers muthlich ihre Enkel vernichtete,

Das Speculiren in den englischen Stocks oder Fonds ist manchen höchst gefährlich geworden. Es ers zeugte auch folgenden Selbstmord. Herr Habgood aus dem Hause Habgood, Joyner und Bloram, welches in Roodlane, Fenchurchstreet, einen großen Handel mit Galanteriewaaren treibt, schien seit mehreren Jahren sehr niedergeschlagen, vornehmlich sah man den Augen eine ungewöhnliche Wildheit an. Er stand hastig vom Essen auf, um, wie man glaubte, einen Spaziergang zu ma chen, gieng aber zu seinem Stockmakler Clerk. Hier sprach er einige Zeit mit der Gattinn desselben. Als sie fich entfernte, gieng er in eine nahe Kammer, nahm ein Federmesser von dem Pulte des Dieners, und schnitt sich damit auf das entschlossenste in die Gurgel: das Federmesser schien so wenig geschickt dazu, daß es fürchterlich mehelte. Er åchzte und röchelte, und als man kam, fand man ihn stehend, während das Blut herabfloß. Man ließ zwey Wundärzte hohlen, welche die Wunde zunäheten: doch lebte er nicht lange, Die alle

gemeine Meynung über die Ursache war, daß er in den Stocks speculiert und ansehnlich verloren haben müsse. Dennoch belief sich sein unversehrtes Vermögen auf 30,000 Pf. Sterl. Er war sechs und sechzig Jahre alt. und hatte 3 Kinder, von welchen zwey Töchter verheu-fathet waren.

Eine Dame in Mountstreet ben Grosvenorsquare wollte Abends zwischen 9 und 10 Uhr zu Bette gehen. Sie war in Mußelin gekleidet. Zufälligerweise steckte sie ihren Anzug in Flammen. Eine gegenüberwohnende: Dame sah sie in heller Lohe in ein Zimmer laufen; sie machte Lärm und bewog einen Bedienten in ihrem Hause, hinüber zu eileu. Er wollte den Fußteppich über siewerfen, aber es stunden so viele Sachen darauf, daß es · einige Zeit währete, bis es geschehen konnte. Mitlerweile wurde sie am Halse, an den Schultern und im Gesichte gråßlich verbrannt. Man hohlte årztliche Hülfe: aber sie starb zwey Tage darauf, ein neues Opfer der Modekleidung.

Elisabeth Sellers, eine Waise in der Armenschule zu Sheffield, verlor im dreyzehnten Jahre ihre Stimme, so daß sie blos flüsternd sprechen konnte. Übrigens war sie gesund, und verrichtete alle gewöhnliche Arbeiten wie die übrigen Waisenkinder, nåhte, spann x. Laut lesen konnte sie nicht. Der Zufall trohte aller Hülfe des Arztes. Endlich nach zwey Jahren hörte sie eines Abends thre Mitschülerinnen ein geistliches Lied singen. Sie fühlte einen mächtigen Drang mit einzustimmen; sie gieng daher zu der Sara Milner, einer neuen Waise, und bat dieselbe wispernd, daß sie ihr in den Mund. hinein schreven möchte. Die kleine Milner bezeigte sich erst sehr abgeneigt es zu thun, willigte aber endlich, auf das inständige Bitten der Elisabeth, ein, und schrie ihr

Engl. Miscellen XIII. 3.

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mit voller Macht in dou Hals. Zum Erstaunen der ganzen Schule gewann das haisere Mädchen sogleich ihre Stimme wieder, und weinte und sang abwechselnd vor Freude, als ob sie des Verstandes beraubt wäre. Sie hat seitdem ihre Stimme klar behalten. Nach ihrer Aussage war es ihr nach dem unmittelbaren Verluste der Stimme, als ob sie etwas hartes in der Kehle hatte, und sie wußte keinen andern Grund anzugeben, warum sie die Sara Milner gebeten, das gedachte Mittel anzuwenden, als, sie habe gedacht es würde ihr helfen.

Folgender Vorfall ist zwar aus einer viel älteren Zeit; aber junge Leser werden ihn interessant finden. Man hört oft in England von Swift's Versehen reden, da er einen Liebesbrief an den Bischoff und den får ihn bestimmten an seine Geliebte schickte. Ein ähn= licher Irthum von traurigern Folgen trug sich unter Jacob I. zu. Als die Tochter dieses Monarchen den Kurfürsten von der Pfalz Friedrich V. heurathete, folg= ten ihr viele reiche Officiere, unter andern ein gewisser Duncomb. Dieser ließ eine Geliebte zurück, die seine ganze Seele besaß und welcher er die Ehe versprochen hatte. Seinem Vater war dies höchst unangenehm, weil sie nur wenig Vermögen besaß. Damit er seine Geliebte vergessen möchte, schickte ihn der Vater in die Pfalz, mit dem Befehl, niemals wieder an sie zu denken, wenn er nicht enterbt seyn wollte. Der junge Mann war schon einige Zeit in Deutschland, aber weder Zeit noch Zerstreuungen waren im Stande seine Liebe zu vermindern: er entschloß sich wenigstens der Geliebten zu schreiben. Er versicherte ihr, daß kein Zorn, keine Drohungen seiner gefühllosen Eltern jemals im Stande seyn würden, die zårtliche Erinnerung an ihre gegenseitige Liebe zu vertilgen, An demselben Posttage wo dieser Brief

abgeschickt wurde, schrieb er auch an seinen Vater. Er hatte sich etwas verspätet, es fehlten nur noch einige Minuten zum Postschluß und er verwechselte unglücklicherweise die Aufschriften der beyden Briefe. Der Vater bekam zu lesen, was der Geliebten bestimmt war, und umgekehrt las sie in dem falschen Briefe, daß er ihr auf immer feyerlich entsagte. Der Vater ließ seinen Grimm in eine Antwort überströmen, die den Sohn entmannte, Hierzu mochte die Folter über den Gedanken kommen, daß seine Geliebte den anscheinenden Beweiß der Treulosigkeit in die Hånde bekam. Beydes machte ihm das Leben zur Last: er durchstieß sich mit seinem Degen.

Zu Taunton in Somersetshire ereignete sich ein sonderbarer und lustiger Vorfall. Herr Joseph Parsley hatte ein altes Lieblingsjagdpferd. Es war in den Stall eingeschlossen, als es das Jagdhorn und das Geschrev der Hunde hörte. Es sprang hin und her vor Ungeduld. Der Knecht vermuthete, daß das alte Thier Lust bekoms men hatte, noch einmal an der Jagd Theil zu nehmen. Er sattelte es, band ihm einen großen Affen auf und ließ es laufen. Es folgte dem Tone des Horns, erreich te bald die Hunde und befand sich unter den vordersten Pferden, als der Fuchs erhascht wurde. Die Jåger wunderten sich nicht wenig über den Anblick, um so mehr, da der Affe die Zügel mit aller Geschicklichkeis eines Jågers in der Hand hielt.

Als Lady Guildford vor etwa zwanzig Jahren in Bushey Park wohnte, verlor sie einen Lieblingshund. Sie glaubte ihn entwendet und bot in den Zeitungen, erst fünf und dann 10 Guineen dafür an, aber ohne Erfolg. Unlångst als ein Arbeiter etliche alte Bäume ausrottete, fand er das Geripp desselben Hundes, mit dem meßinge nen Halsbande, und unter ihm die Gerippe

zweyer Hafen, welche er bis in den Baum verfolgt hats te, aus welchem vermuthlich keines von den Thieren sich wieder heraus finden konnte.

Literarische Neuigkeiten.

Ein Herr Johnes zu Hafed hat eine Sammlung als ler der Bücher gemacht, die in Don Quixote's Bibliothek erwähnt werden. Viele darunter sind sehr selten.

Ehe D. Priestley England verließ, gab er eine allgemeine Geschichte der christlichen Kirche vom Untergange des westlichen Reichs bis auf die jetzige Zeit heraus. Sciti dem hat er das Werk durch vier neue Bånde vermehrt, die eben in England angekommen sind.

Gold W. B. Johnson, ein Freund des verstorbenen Dars win, hat eine Geschichte der thierischen Chemie beynahe geendiget.

Der Prediger Bowles hat ein Gedicht,,Geist der Entdeckungen zur See" vollendet.

Im November begann ein neues periodisches Blatt unter dem Titel: der Mann im Monde. Es erscheine alle Mittwoche und Sonnabend.

Von dem durch Herries übersetztem Werke des Hrn. Rath Gent in Wien: über den Zustand von Europa 2. ist so eben eine vierte Auflage erschienen.

Hayleys Lebensbeschreibung des Dichters Cowper, in zwen Bänden, ist mit so außerordentlichem Beyfall aufgenommen worden, daß sie wieder aufgelegt hat werden müssen. Dies hat den Verfasser bestimmt, einen drits ten Band hinzuzufügen, welcher Originalbriefe enthält, und zu Weyhnachten erscheinen wird.

Herr Thomas Mortimer, bisheriger brittischer Vice Consul in Ostende, giebt auf Subscription heraus: his storische und biographische Memoires der Juden in Groß

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