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wohlgeordneter Geist die vorher ausgefäeten Vortheile der Gelehrsamkeit, der Ausbildung und des Nachdenkens erndtet. Die Muse, welche das Ohr seiner vorherigen Landesherrn gewonnen hatte und die Hauptursache seines Glücks sowohl als seines dauernden Ruhmes gewesen war, wurde Chaucers Begleiterinn in die finstern dden Mauern, in welche man ihn nun einschloß. Uns ter gemeine Menschen hingeworfen fühlte er sich dennoch nicht wie ein gemeiner Mensch. In dieser Ungewißheit, Erniedrigung und Einsamkeit erinnerte er sich an seine ehemaligen Beschäftigungen, die theuren Traumgebilde seiner besseren Tage, und wurde abermals Schriftsteller. Chaucer hatte in seiner Jugend etwas aus dem Boethius übersetzt. Das beste Werk dieses Römers, welches Chaucer ins Englische übertragen hatte, wurde von ihm gez schrieben, während er ein Staatsgefangener unter der Regierung Theoderichs, Königs der Gothen, war. In dem Gefängniß, in welches man ihn einkerkerte, wurde. Boethius bald, nachdem er sein Werk geendiget hatte, auf Befehl des Wüthrichs ermordet. In dem düstern Brüten seiner Fantasie zog Chaucer ein gewißes Vergnůgen daraus, das er zwischen sich und dem tugendhaftén Boethius anstellte. Dem letzteren wurde zur Last ge= legt, daß er sich in gewiße Anschläge für die Freyheiten Roms eingelassen håtte: Chaucer hatte gleichfalls die unredliche Regierung Englands durch Versuche für die Freyheiten seines Geburtsortes beleidiget. Boethius ist von allen nachfolgenden Zeitaltern als der letzte Bürger Noms, der den Namen eines Römers verdiente, gepries sen worden: Chaucer hoffte ebenfalls, daß man sich an ihn als den Handhaften Gegner der lasterhaften Staatsminister Richard II. erinnern würde, welche durch die Maasregeln, in welche sie sich eingelassen hatten, das

betrübte Ende vorbereiteten, welches ihren Herrn in dem unzeitigen Alter von zwey und dreyßig überraschte. Bocthius vereinigte in seiner Person den Patrioten, den Dichter und den festen philosophischen Geist, der über Begegniße erhaben ist, und Chaucer wünschte natürlich in dem Unglück, welches ihn umwölkte, daß er dereinst in diesen Rücksichten mit Boethius in eine Classe gestellt werden möchte. Von diesem Wunsche angespornt setzte er sich hin, eine Nachahmung von dem bewunderten Werke dieses Römers zu schreiben; und gleichwie Boethius mit seinem Troste der Philosophie gethan hatte, so schrieb Chaucer in einem weit mystischeren und dunkleren Tone, der aber dtm Zeitgeschmacke angemessen war, das Testament der Liebe. (II. 475.)

Diese Auszüge werden vermuthlich in dem Freunde der Literatur, und besonders in dem Liebhaber der Engs lischen, den Wunsch erregen, Godwins Werk ganz zu lesen.

Monatliche Uebersicht des englischen Handels.

Aus dem Novemberstück des Monthly Magazine.

Die brittischen Handelsunternehmungen sind durch die Umstände des Krieges, und vornehmlich durch die Besorgniß einer feindlichen Landung, so wie durch die Anstalten dagegen, beträchtlich zerstört worden. Die nothwendigen Werbungen der Linientruppen, der Miliz und der Reservearmee nehmen viele tausend Menschen von der hervorbringenden Arbeit des Landes weg. Selbst der Dienst der Freywilligen erzeugt einen wöchentlichen Verlust von mehr als 50,000 Pf. St., weil dadurch die productive Arbeit vermindert wird. Daß man die Arbeit so vieler Handwerker und ein so ansehnliches Ca

pital nicht zu den Zwecken, wodurch der Reichthum und die gewinnvolle Ausfuhr des Reiches håtten vermehrt werden können, sondern blos zum Dienste und Verbrau= che des Krieges verwendet, hat auch die Wirkung, daß der wahre und allgemeine Gewinn des englischen Handels um eine unermeßliche jährliche Summe vermindert wird. Der Zwang, den die englische Regierung, um eine unvermeidliche Forderung des Kriegs zu befriedigen, den Bewegungen des Handels auflegt, z. B. darin, daß Kauffahrer sich mit dem Absegeln nach der Bez quemlichkeit der Convoys richten müssen, ferner in der Forderung neuer Zölle, in dem Verbote des Handels mit unsern Feinden u. s, w. erschwert nicht minder den jetzigen an sich schon mißlichen Handel. Hierzu kommen noch die Schwierigkeiten, welche der Krieg nothwendig dem Umlaufe der Wechsel in den Weg legt. Einen Theil des englischen Zwischenhandels nehmen zu gleicher Zeit die Schiffe neutraler Nationen weg, welches der brittischen Schiffahrt auf mehr als eine Weise nachtheilig wird. Auch lähmt die Gefahr des Kaperns den Unternehmungsgeist der Kaufleute, schmålert den Profit des Erwerbsleißes und giebt einen Theil des Gewinns den Versicherern, die denselben blos deswegen verdienen, weil sie Capital besißen, nicht weil sie durch ihre eigene Anstrengungen die Menge oder Vortreflichkeit der Waaren vermehren. Ueberdies, während die Ausfuhr englischer Güter nach fremden Ländern und ihre Vertheilung in fremden Märkten so vielen Schwierigkeiten unterworfen sind, werden mitbewerbende Manufac turen in fremden Ländern aufgemuntert, welche bishero von England versorgt zu werden pflegten.

• Dennoch ist unter allen diesen Nachtheilen der Handel von Großbritannien und Irland bisher durch den

Krieg weit weniger beeinträchtiget worden, als man wohl glauben dürfte. Der Fischfang war heuer sowohl in den grönländischen Seen als in der Davisstraße ungemein einträglich, so daß Thran, Fischbein, Wallrad, Robbenfelle und das stellvertretende Material des Elfenbeins, welches gewiße Fische von der Wallfischart ge= ben, um ein billiges zu haben sind.

Diejenigen Handelsartikel, welche in ihrem rohen Zustande zu den vegetabilischen und thierischen Produc ten des Landes gehören, sind wenigstens wegen der reichlichen Erndte dieses Jahres wohlfeil. Alle die mannigfaltigen, im gemeinen Leben gebrauchten, Dinge, die man aus Getraide und Stroh verfertiget, stehen in billigen Preisen. Aber wenn ein Land in Krieg verwickelt ist, braucht es so außerordentlich viel, daß jedes sehr kalte Wetter im Winter die Preise hinauftreiben muß, ob wir gleich keine Ursache haben, eine eigentliche Theurung zu befürchten.

Die Eisen-Kupfer Bley- und Blechwerke in Großbritannien stehen jest in großem Flor. Der Krieg giebt ihnen beträchtliche Vortheile auf dem einheimischen Markte gegen die Mitbewerbung des Eisens, Kupfers 2c. aus Schweden, Norwegen und andern fremden Ländern.

Colonialwaaren haben neuerdings ihre Preise nicht sehr geändert. Was davon in Großbritannien und Fr land verbraucht wird, ist äußerst beträchtlich und nimmt immer zu. Die spanisch americanischen Niederlassungen führen von den Artikeln, womit Westindien vornehmlich handelt, nur sehr wenig nach Europa aus. Die holländisch - westindischen Niederlassungen sind in keinem solchen Zustande, daß sie ihre Producte auf dem ́europäischen Markte mit Vortheil absehen könnten. Die franz zösischen Inseln können jezt durchaus keine Zeit auf den

Anbau wenden. Daher haben die Kaufleute und Pflan= zer, welche unter Grosbritannien stehen, gleichsam den Contract beynahe den ganzen unermeßlichen Markt zu verz sehen, der in Europa für Zucker, Cacao, Chocolate, westindischen Caffee, Baumwolle und Rum nach und nach entstanden ist. Deswegen erhalten sich die westindischen Waaren, ungeachtet der mancherley Nachtheile andrer Art, immer noch so beträchtlich in ihrem gewöhnlichen Marktpreise. Von diesem Umstand hångt auch in keinem geringen Grade die Fortdauer der Thätigkeit in den englischen Manufacturen ab. Westindien und Nordamerica find Englands beste Kunden für alle Arten von ansehnlichen Kunsterzeugnissen, die in Großbritannien entweder in großer Menge und um sehr niedrige Preise oder von ungewöhnlicher Güte gemacht werden. Das fortdauernde Monopolium Englands auf diesem Markte seht die Britten eben in den Stand, die große Anstrengung Frankreichs, sie von den europäischen Märkten auszuschließen, mit Verachtung anzusehen.

Wiewohl alle Håfen im Mittelmeere, die unter französischem Einfluße stehen, dem brittischen Handel verschlossen sind, so scheint er dort dennoch eher zu ge= winnen als zu verlieren. Die dstreichischen Häfen Triest und Venedig, die Håfen in Sicilien, Malta und Sardinien, die Häfen der Republik der sieben Inseln, die im Archipelagus, in der Levante, in Griechenland und der europäischen Türkey, sind immer noch offen, und wollene und baumwollene Güter, Leinwand, Uhren und andre Pußartikel, Hausgeråthe 2c. werden jeßt in sehr beträchtlicher Menge nach den berühmtesten Handelsplåten am Mittelmeere ausgeführt. Der Verbrauch englisch - westindischer Colonialwaaren ist gegenwärtig in der Levante nicht unbeträchtlich.

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