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chey laffen. Die Haarkräusler sagen, daß dies eben nicht leicht sey, vornehmlich wenn die Hinterhaare sehr kurz abgeschnitten sind. Indessen sollen sich die Springfederzöpfe des Perückenmachers auf dem Fleetmarkte mit bes sondrer Leichtigkeit gebrauchen lassen. Was den Nahmen betrift, so darf man daran keinen Anstoß nehmen. Es geht den Engländern in diesem Falle wie den Deutschen; für die meisten Moden, die aus Frankreich kommen, müssen sie die französischen Nahmen beybehalten, wenn sie nicht unverständlich und lächerlich werden wols len. Wirklich nennt auch die gebildete Welt in England den steifen Zopf a queue. Aber ein Kju, wie dies Wort in einem englischen Munde lautet, ist manchem ehrlichen. Manne aus den Mittelständen, nicht so verständlich als ein Schwanz, a tail. Ueberdies ist dieser freylich nicht sehr edle Nahme für die Sache den Engländern schon von Jugend an bekannt. Denn der gemeine Mann in England hat den steifen Zopf, der sich aus Frankreich herschreibt, nkemals recht leiden können, und ihn so låcherlich gefunden, daß er ihn einen Schweineschwanz, a pigtail, nannte, wie man ihn noch jetzt hundertmal im freundschaftlichen Umgange nicht übel erzogener Leute nennen hört. Es ist auch bekannt, daß bis auf heute die Franzosen auf der englischen Bühne mit steifen Zöpfen von gewaltiger Länge vorgestellt werden.

Die schönen rothen Nehe aus Lammswolle waren in beyden verflossenen Jahren ein sehr beträchtlicher Maz nufacturartikel. Noch jezt wird er im ganzen Lande häufig getragen, und man findet in manchen Gewölben einen ansehnlichen Vorrath solcher Netze von gelber und weißer Farbe, z. B. in Ludgatehill.

Wenn auch in England viel Wein getrunken wird, so bleibt doch das Bier aller Art, besonders das ale der

Lieblingstrank des großen Haufens, und gemeiniglich ist er desto geschätzter, je weiter man von London weg geht, weil man ihn desto reiner und geistiger findet. Es ist altenglische Sitte, dieses Nationalgetrånk in besonderen kleinen Krügen, ale jugs, aufzusetzen, die meistens aus schönen braunen Steingut gemacht, mit erhabenen Figuren verziert und mit silbernen oder silberplattirten Deckeln versehen sind. Aber reiche Pächter und andre wohlhabende Landwirthe, so wie die großen Londner Bürger, wollen ihren nußbraunen Nectar (nutbrown ale kennt man aus den englischen Dichtern) noch aus köstlicheren Gefäßen trinken. Im October fand man bey Pellat und Green auf St. PaulsKirchhofe Alekrüge aus feiner Staffordshire Waare mit herrlicher brauner Glas sur und stark vergoldet. Sie konnten für ein Meisterstück der englischen Töpfereyen gelten. Preis drittehalb Guineen (ohne Deckel). Man kann demnach mit bestem Fug sagen, daß in den englischen Låden manche Bierkrüge sechszehn Thaler kosten.

In den drey brittischen Reichen, vornehmlich in England und Schottland, hat der Kunstfleis durch alle Fåz cher, die in Europa angebaut werden, so weite und tiefe Wurzeln gefaßt, daß seine Erzeugnisse überall selbst an den kleinsten Orten emporkeimen und gedeihen. Wie schr ist in dieser Rüksicht ein englisches Dorf von einem fran= zösischen, italienischen, deutschen, und noch mehr, wie sehr ist ein englisches Dorfwirtshaus von den Dorfschenken des festen Landes unterschieden? Man mustre und vergleiche in beyden die verschiedenen Gegenstände, welche dem Kunstfleis ihren Ursprung verdanken: bis auf den Korb, worin die Eyer gesammelt werden, bis auf die Kette, woran der Hofhund liegt, bis auf den Krug, in welchem das Bier aufgetragen wird, geht der Unters

chied. Besonders aber trifft man auch in den kleinsten englischen Flecken und Dörfern Betten an, die manchem städtischen Wirthshause des festen Landes zu wünschen wåren. Sie sind mehrentheils reinlich, groß und bes quem; und die Borhånge werden aus Cattun oder Leinwand gemacht, die durch ihre mannigfaltigen darauf gedruckten Scenen intereßiren, wiewohl es sich von selbst versteht, daß diese unkünstlerisch und roh sind. Bald sieht man eine Vorstellung aus der Landesgeschichte, bald die wohlthätigen Folgen des Gewerbfleißes mit lehrreichen Motto's, bald biblische Geschichten, bald kleine Landschaften u. s. w. Diese anspruchlosen Copien, vielleicht das Werk eines Cattundruckers im Dorfe, geben dennoch dem erwachenden Reisenden manche angenehme Richtung seiner Morgengedanken und dürfen ohne Bedenken weit über die ähnlichen Arbeiten bes festen Landes gescht werden. Gegenwärtig haben die Manufacturen, in welchen man diesen gemeineren Artikel verfertiget, aus Gemeingeist solche Gegenstånde dazu gewählt, die zur Erweckung und Erhaltung der Vaterlandsliebe tüchtig find, z. B. Waffenübungen der Freywilligen, Seesiege, die Segnungen Grosbritanniens 2. Diese Gardinen sind vorzüglicher gedruckt, als man sie gemeiniglich in den Låden antrifft. Zu haben unter andern bey Owen, 172 Orfordstreet.

Kaufmännische Betrachtungen über die angedrohete französische Landung in England *).

Da wir über den endlichen Ausgang dieses Kampfes ganz außer Sorgen sind, so geztemt es dem kaufmånni*) Aus der Flugschrift: The French Army as it has been organised during the revolution and is still led into action for the purposes of plunder and ambition; with a parallel etc.

schen Theile des brittischen Reichs einen sehr wesentlichen Gegenstand nicht aus den Augen zu lassen. Es muß jedem Kaufmanne und gemeinem Krämer einleuchten, daß, wenn wir nicht ein wechselseitiges Zutrauen unter uns aufrecht erhalten, der Feind einen seiner besten Anschläge bewerkstelligen wird. Wir sollten niemals vergessen, daß ein Theil seines Systems auf die Untergrabung und Erschütterung unsres Nationalcredits gerichtet ist. Bona= parte ist zu fein und die ihn umgebenden Männer zu eins sichtsvoll, um nicht zu wissen, daß viel Unheil gestiftet werden kann, wenn man die brittischen Capitalisten bestürzt macht und, so weit der Papierumlauf reicht, das Land vom Capitale trennt. Wir müssen also darauf ge= faßt seyn, von einseitigen Landungen zu hören, und wenn fie Statt gehabt haben, müßen wir ruhig auf die zuvers läßige Niederlage aller der Truppen warten, die wirklich ans Land gesetzt worden sind. Es wäre Anmaßung, vorher bestimmen zu wollen, in wie fern es die Regierung oder eine Gesellschaft von Capitalisten, in ihrer Gewalt hat, die Stocks in dem Fall einer wirklichen Landung des Feindes aufrecht zu erhalten; sollte dies aber ausführbar seyn, so ist es sicherlich ihre Pflicht. Frankreich weiß durch eine erzwungene Hinaufschraubung seiner df= fentlichen Fonds ein erschöpftes Volk bey guter Laune zu erhalten. Ein Engländer sollte niemals vergessen, daß unser jetziger Feind bis auf die Wurzeln unsres Daseyns, in so fern wir ein handelndes Volk sind, zu dringen sucht. Personen von großem Belang in Frankreich haben oft gesagt, daß England nur auf zweyerley Art an= gegriffen werden kann, durch einen unmittelbaren Ueberfall seiner Küsten, oder dadurch, daß man auf dessen Finanzen einen tödtlichen Streich zu richten sucht. Zu dem ersten wird die Mitwirkung übelgesinnter Gemüther

erfordert; und das zweyte kann nicht anders geschehen, als wenn wir das Zutrauen zu uns selbst verlieren. Der Credit muß daher unterstüßt werden, man muß den Mas nufacturstådten allen den Beystand leisten, welchen innländischer Waarenverbrauch gewähren kann, und in den gegenwärtigen wichtigen Zeitumständen muß man das einheimische Papiergeld mit dem allerunbegrånztesten Zutrauen annehmen. Die englische Bank ist eine gediegene Goldgrube in sich selbst, man sollte daher unbedingtes Vertrauen auf sie haben. Wir tragen sogar kein Bedenken zu behaupten, daß es die Pflicht eines jeden ist, der es aufrichtig mit seinem Vaterlande meynt, die Hülfsmittel der Privatbanquiers durch die Ueberlassung individueller Baarschaften zum Behuf des öffentlichen Ums laufs zu vermehren. Und man braucht es weder den Vorstehern der englischen Bank noch den Eigenthümern untergeordneter Wechselhäuser zu sagen, daß nach den åchten Grundsätzen der gegenseitigen Hülfe nicht nur der große Kaufmann, sondern sogar der Kråmer auf das ges fälligste in den Stand gesetzt werden sollten, ein umlaufendes Medium aufrecht zu erhalten. Frankreich prahlt, daß es beynahe gar kein Papiergeld in Umlauf setze, und pocht mit Spott, daß és Gold und Silber im Ueberfluß besiße. Es sey aber was beweißt es am Ende? Nicht, daß es reicher als England ist, sondern augenscheinlich ist der französische Handel so gesunken und der Mangel des Staatscredits so allgemein, daß der Pas piercredit, welcher nothwendig an die Stelle der klingenden Münze tritt, nicht länger beym ganzen Volke Eingang findet, und daher nur kårglich von den Machtha= bern vertheilt wird. Aus dem, wie es in andern Låndern hergeht, kann der Engländer sehen, was die Folge einer Landung auf seiner Insel seyn würde, Unter anEngl. Miscellen XIII.

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