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MISCELLEN.

ZU DEN VERBALEN -th UND -s PLURALEN DES ÄLTEREN NEUENGLISCHEN.

In dem soeben ausgegebenen heft von Streitberg's Indogerm. anzeiger (X 236) finde ich folgende notiz:

45. Smith C. A. Shakespeares present indicative s-endings with plural subjects: a study in the grammar of the first folio. Publ. of the Mod. Lang. Ass. of America 11, 1896, 362-376. Die untersuchung behandelt konstruktionen wie My old bones aches Verf. weist nun nach, dass die dritte person sing. als die häufigst gebrauchte oft ein übergewicht über die andern verbalformen erlangt, ja sie geradezu verdrängt (beispiele aus der kinder- und volkssprache). Ähnliches findet sich auch in andern sprachen. Zu Sh.'s zeiten war nun aber die zahl und der entsprechende einfluss der dritten personen singularis weit grösser als jetzt, insofern als zusammengesetzte subjekte das prädikat im singular nach sich haben konnten. Die andern hierher gehörigen anomalien bei Sh. lassen sich ebenfalls durch das prinzip des „dominant third singular“ erklären.

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Die beweisführung des verfassers und das material, auf welches er dieselbe stützt, sind mir nicht bekannt; a priori, so scheint mir, hat seine these ja mancherlei für sich. Trotzdem halte ich dieselbe für vollkommen verfehlt, und zwar auf grund von solchen fällen, wo mit einem nomen im plural zuerst eine verbalform auf -th und dann eine solche ohne jegliche endung verbunden wird: the trees spryngeth and bring (= bringe, bringen) forthe etc. (Thoms, Early Engl. Prose Rom. III, s. 29). Hier ist es einfach Nonsens, nehmen, der verfasser habe promiscue eine singular- und eine pluralform gebraucht; also muss spryngeth wissentlich gebrauchter, reiner plural sein! Ist -th aber hier pluralzeichen die beispiele werden sich, wenn man darauf achten will, vermehren lassen liegt kein grund vor, in andern fällen -th und -s für singularformen zu erklären.

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Eine derartige erscheinung sollte nur auf breitester basis untersucht werden; mit andern worten: man reisse den unglücklichen Shakespeare nicht immer aus dem grunde, in dem auch er wurzelt! Formen in s gebraucht z. b. auch Spenser mit pluralen (cf. Liese, Flex. Verb. Spens., Hallenser diss. '91, s. 12), ferner Marlowe: Tamb. 314. 768. 1135. 3123-4 (cares hath); cf. Beaum. & Fl. Merm. ser. I 437 here comes the prisoners.

Eine offene frage kann es m. C. nur noch sein, ob die jüngeren schriftsteller die formen auf -s etc. noch überall als plurale fühlten. Wie aber auch die antwort ausfallen mag, die frage nach dem ursprung von -th, s wird durch sie in nichts geändert werden können.

Löwen, Jan. 1900.

W. Bang.

KEATS' HYMNE AN PAN

in drei deutschen übertragungen.

In der jüngsten zeit wurden zwei neue übersetzungen des gedichtes veröffentlicht, und zwar die erste von Marie Gothein in: John Keats, Leben und werke, II, s. 8-11 (Halle a. S., M. Niemeyer, 1897), mit einer übertragung des ganzen Endymion; die andere in: Englische dichter. Übersetzungen nach Shelley, Moore, Keats, Swinburne und anderen, von Gisberte Freiligrath (Halle a. S., Otto Hendel, ohne jahreszahl, s. 78-81). Eine dritte von dem unterzeichneten wird hier hinzugefügt, die wohl in bezug auf alter die priorität haben dürfte, da sie mit ausnahme der letzten strophe vor 10 jahren entstand, als derselbe eine deutsche version des Endymion zu veröffentlichen beabsichtigte. Eine zusammenstellung und vergleichung dieser drei deutschen texte, gemeinsam mit dem englischen original, schien nicht uninteressant, da demjenigen, der sich damit beschäftigt hat, nicht unbekannt ist, dass von englischen dichtern erfahrungsgemäss Keats neben Shelley für die deutsche übertragung die grössten schwierigkeiten bietet, viel grössere als beispielsweise bei der leidenschaftlichen rhetorik Byron's zu überwinden sind. Der grund liegt in der bilderreichen, farbenprächtigen sprache des dichters, der mit einer fülle von adjektivischen bezeichnungen und selbstgebildeten epithetis arbeitet, die er, ein- oder zweisilbig, leicht dem vers

einfügt, ohne demselben zwang anzuthun, während dies dem Deutschen mit dem anhängsel der vor- und endsilben beim nomen unendlich erschwert ist. Ein zweiter punkt für die berechtigung einer solchen zusammenstellung ergibt sich daraus von selbst, nämlich eine praktische demonstration mit bezug auf die forderungen, die man an eine gute übertragung eines ausländischen dichters stellen darf, und die von verschiedenen verschiedentlich formuliert worden sind: der kenner ersieht aus dem vergleiche mit leichtigkeit, wieviel oder wie wenig diese modernen übersetzungen von dem kolorit und der eigenart dem deutschen publikum bieten.

Die Pan-hymne in Endymion ist zwar für die übersetzung eines der schwierigsten gedichte von Keats, zugleich aber auch eine seiner hervorragendsten poetischen schöpfungen, die »schon von den zeitgenossen als das vollendetste stück des gedichtes (Endymion) gepriesen wurde.<< 1) Keats hat sich darin geschickt in den ideenkreis des griechischen mythus versenkt und doch in harmonischer weise zugleich das gefühl der modernen romantik in jenen hineingetragen. Colvin 2) erwähnt als vorbilder des hymnus, die Keats nicht unbekannt blieben, Chapman's hymnus des Homer, das Pansopfer in Browne's Britannia's Pastorals, und den hymnus in Ben Jonson's maskenspiel: Pan's Anniversary; Gothein), die die sache näher verfolgt, erkennt als wichtigste einwirkung auf den modernen sänger die hymne Ben Jonson's, wofür sie als beleg aus dem 2. teil des hymnus in Pan's Anniversary anführt:

„Pan, unser all, in dem wir atmen, leben,
In dem wir sind, der unsre lämmer weidet,
Die herden segnet und der uns gegeben
Das schöne, warme vliess, das uns bekleidet.

Der von uns frost und hitze hält,

Dass unsre herden krankheit nicht befällt,

Zum wohnsitz uns bereitet quellen,

Die schafe nährt, dass ihre euter schwellen.

Doch zürnt er uns mit seinem hass,

Welkt hirt und herde und das gras

O strebt, o strebt ihm zu gefallen und verehrt,

Was rechtens ihm gebührt und unser recht vermehrt."

1) M. Gotheir, Keats, Leben u. werke, I 137.

2) Colvin, Keats (Engl. Men of Letters) 98.
3) Gothein I 120.

In welch eigenartiger weise der moderne einzelne dieser gedanken des Elisabethaners verarbeitet hat, lehrt der vergleich mit den folgenden übersetzungen. Wir geben diese zunächst mit dem original, wobei wir naturgemäss, dem objektiven leser dies überlassend, jeder kritik über den poetischen wert oder unwert der einzelnen versuche uns enthalten, um nachher bei der übersicht der einzelnen strophen rein sachliche auslassungen und bemerkungen über details anzufügen; die übersetzung Gothein's sei bei ihnen mit G, Freiligrath's mit F, Ackermann's mit A bezeichnet.

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Their ruffled locks where meeting hazels darken;

And through whole solemn hours dost sit, and hearken

The dreary melody of bedded reeds

In desolate places, where dank moisture breeds

The pipy hemlock to strange overgrowth,

Bethinking thee, how melancholy loth

Thou wast to lose fair Syrinx

By thy love's milky brow!

Ido thou now,

By all the trembling mazes that she ran,
Hear us, great Pan!

O thou, for whose soul-soothing quiet, turtles
Passion their voices cooingly 'mong myrtles,
What time thou wanderest at eventide
Through sunny meadows, that outskirt the side
Of thine enmossed realms: O thou, to whom
Broad-leaved fig-trees even now foredoom
Their ripen'd fruitage; yellow-girted bees
Their golden honeycombs; our village leas

Their fairest blossom'd beans and poppied corn;
The chuckling linnet its five young unborn,
To sing for thee; low creeping strawberries
Their summer coolness; pent up butterflies
Their freckled wings; yea, the fresh budding year
All its completions be quickly near,

By every wind that nods the mountain pine,
O forester divine!

Thou, to whom every fawn and satyr flies

For willing service; whether to surprise

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The squatted hare while in half sleeping fits;
Or upward ragged precipices flits

To save poor lambkins from the eagle's maw;
Or by mysterious enticement draw
Bewilder'd shepherds to their path again;

Or to tread breathless round the frothy main,
And gather up all fancifulest shells

For thee to tumble into Naiads' cells,

And, being hidden, laugh at their out-peeping;
Or to delight thee with fantastic leaping,

The while they pelt each other on the crown
With silvery oak-apples, and fir-cones brown
By all the echoes that about thee ring,
Hear us, O satyr king!

O Hearkener to the loud-clapping shears,
While ever and anon to his shorn peers
A ram goes bleating: Winder of the horn,
When snouted wild-boars routing tender corn
Anger our huntsman: Breather round our farms,
To keep off mildews, and all weather harms :
Strange ministrant of undescribed sounds,
That come a-swooning over hollow grounds,
And wither drearily on barren moors:
Dread opener of the mysterious doors
Leading to universal knowledge

Great son of Dryope,

see,

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