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sociale gedanke spielt eine hervorragende rolle in dem romane ich erinnere nur an Mrs. Ward, Grant Allen, Sarah Grand u. a. wie auch in der lyrik von Swinburne bis John Davidson.

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Von diesem gesichtspunkte aus ist die lektüre vorliegender sammlung von abhandlungen auch für englische philologen sehr interessant. Auf die darin behandelten fragen einzugehen und dazu stellung zu nehmen, dazu ist hier weder der ort noch irgend welche veranlassung. Dagegen möchte ich auf einige gemeinsame cigentümlichkeiten hinweisen, die die sociale bewegung in England im gegensatze zu der deutschen kennzeichnen.

Betrachten wir zunächst einmal die verfasser, die hier friedlich neben einander ihre socialistischen grundsätze auseinandersetzen. Da haben wir vertreter aller stände, neben dem socialistischen parlamentarier und Londoner grafschaftsrat John Burns den fürstbischof von Durham dr. Westcott, neben socialistischen redakteuren wie Hyndman und Blatchford einen professor der universität Oxford, deren kanzler der jetzige premierminister ist, Sidney Ball, neben arbeitervertretern wie Tom Mann u. a. bürgerliche schriftsteller wie Sidney Webb, seine frau Beatrice und Bernard Shaw, und an der spitze dieser buntgemischten gesellschaft marschiert der kürzlich verstorbene feinsinnige dichter, künstler und socialistische schwärmer William Morris.

Diese nebeneinanderstellung offenbart uns schon den unterschied des socialismus in England und Deutschland. Bei uns ist er noch vorzugsweise eine proletarische massenbewegung, die die scheidung und den gegensatz der klassen verschärft hat; in England wird er nicht bloss als cine sache der arbeiter und arbeitslosen, kurz der armen leute behandelt, auch die mittleren und oberen klassen nehmen hervorragenden anteil daran, und das bekenntnis zu socialistischen ansichten macht in keiner weise unfähig, hohe ämter in kirche, staat oder gemeinde zu bekleiden. Das durch lange gewöhnung erzeugte vertrauen des englischen volkes auf den segen freiheitlicher entwicklung wirkt hier mildernd und versöhnend ein.

Sie

Derselbe grundton geht durch den inhalt der aufsätze. erheben nicht den ruf nach revolution, sondern nach reform, hoffen nicht auf einen plötzlichen umschwung, sondern auf eine allmähliche entwicklung nach dem erstrebten ideale hin. Auch wird kein alleinseligmachendes system verkündet, sondern die einzelnen fragen, das gewerkvereins- und genossenschaftswesen, die frage der arbeitslosen, die kirche und der socialismus, die socialdemokratie und der anar

chismus, sowie vor allem praktische vorschläge zur besserung der lage der arbeiter werden vom standpunkte des praktisch erreichbaren aus besprochen.

Berlin, Febr. 1898.

Ph. Aronstein.

Englische skizzen von einer deutschen lehrerin. mann, 1899. 8. Pr. mk. 1.20.

Gera, Th. Hof

Das büchlein umfasst 86 seiten und ist in 6 abschnitte von ungleicher länge eingeteilt, deren zusammenhang, wie der titel andeutet, ziemlich lose ist. Die verfasserin redet aus fünfzehnjähriger erfahrung. Sie kam als musiklehrerin nach London und erweiterte dann allmählich ihren wirkungskreis durch lernen und durch lehren vornehmlich in deutschen familien und in deutschen schulklassen. Ihre >> Englischen skizzen« sind weit davon entfernt, in autobiographischer weise die erfahrungen eines individuums der reihe nach wiederzugeben oder mit systematischer gründlichkeit den thatbestand auf einem oder mehreren gebieten des englischen lebens darzustellen. Vielmehr besteht die eigenart, und eben darum der reiz und das verdienst der skizzen, in der durchdringung ganz verschiedenartiger objekte der beobachtung mit einer und derselben scharf ausgeprägten subjektivität.

In England, an ort und stelle, unter dem mächtigen einfluss der gewohnten englischen umgebung sind diese skizzen von einer deutschen lehrerin mit achtunggebietender unabhängigkeit und unparteilichkeit zur belehrung eines deutschen leserkreises geschrieben. Licht- und schattenseiten des stils gewähren ein treues abbild dieser entstehungsweise des büchleins. Nicht immer ist die anordnung des stoffes übersichtlich; hie und da lassen die statistischen angaben etwas zu wünschen übrig; in manchen fällen vermisst der fernerstehende leser eine erklärung, während das auge des sachkundigen hin und wieder durch einen unglücklichen kompromiss zwischen englischem sprachgebrauch und deutscher schreibung beleidigt wird. Hingegen ist die mannigfaltigkeit der tonarten, die frische der darstellung und besonders die anschaulichkeit der zahlreichen belege aus der persönlichen erfahrung geradezu erquickend. Von andern redet die verfasserin mit achtung, mit teilnahme, von sich selbst ohne zurückhaltung und ohne aufdringlichkeit, von allem mit takt und mit temperament.

Der 1. abschnitt: »Wie ich nach England kam« verweilt, zum glück nicht lange, bei den ersten eindrücken der jungen lehrerin in London. Im 2. abschnitte: »Englische schülerinnen und schulen << bekämpft die verfasserin landläufige vorurteile der Deutschen einerseits durch betonung des zusammenhanges, in welchem die englische erziehungsmethode mit dem englischen nationalcharakter steht, anderseits durch eingehen auf die geschichte des englischen unterrichtswesens, dessen entwicklung spät begann, aber innerhalb der letzten jahrzehnte verhältnismässig rasch schöne früchte gezeitigt hat. Die brennende frage, ob der staat die höheren schulen unter seine aufsicht nehmen soll oder nicht, hofft die deutsche lehrerin in bejahendem sinne beantwortet zu sehen, wozu denn auch durch das gesetz von 1899 ein anfang gemacht worden ist. Sie legt (doch wohl mit recht) auf gewissenhafte ausbildung des verstandes der durchschnittsschüler mehr wert als auf ehrgeizige züchtung von individualität und genialität.

Der 3. und längste abschnitt: >>Wohlthätigkeit« nimmt die grossen spezifisch englischen bewegungen auf diesem gebiete (temperenz, heilsarmee, dr. Barnardo's Homes) in schutz und fordert mit der ganzen wucht einer fühlenden, thatkräftigen, hoffenden frauenseele, dass »ein weniger gleichgültiges, ein weniger selbstsüchtiges geschlecht heranerzogen« werde.

Was der 2. abschnitt hinsichtlich

des schulwesens ausführt, wendet die verfasserin im 4. abschnitte: »Musik« auf ihr lieblingsgebiet an. >>Ist es möglich, die Engländer immer noch ein unmusikalisches volk zu nennen?<«< Nein, nein! lautet die beredte antwort. Wird im 5. abschnitte: »Sonntage in London<< ein thema von allgemeinem interesse mit besonderer berücksichtigung der deutschen kirchen und des deutschen hospitales in London behandelt, so untersucht der 6. und letzte abschnitt: >>Die deutsche lehrerin« die fragen, die sich an die soziale stellung des standes der verfasserin knüpfen. Mit besonnenheit redet sie von den gefahren, mit ernst von der verantwortlichkeit des lehrerinnenberufes, und dankbar rühmt sie den verein deutscher lehrerinnen und erzieherinnen in England.

Von besonderem werte müssen die »Englischen skizzen<< für diejenigen sein, welche ihr lebensweg über den kanal geführt hat oder führen wird. Aber das büchlein verdient einem viel weiteren leserkreise empfohlen zu werden, nicht nur weil es altes und neues in anziehender form und zu billigem preise bietet, sondern insbe

J. Hoops, Englische studien. XXVIII. 1.

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sondere, weil von der lautern, tiefen persönlichkeit der verfasserin eine im besten sinne des wortes aufklärende, anregende wirkung ausgeht.

London, 17. Jan. 1900.

G. Metzger.

Verzeichnis

der vom 1. Januar bis 1. August 1900 bei der redaktion eingelaufenen druckschriften.

Anglia. 23, 1: F. Görbing, beispiele von realisirten mythen in den eng. lischen und schottischen balladen. B. Leonhard, die textvarianten von Beaumont und Flechters »Philaster, or Love lies a-bleeding« etc., nebst einer zusammenstellung der ausgaben und litteratur ihrer werke. IV. The Maid's Tragedy. J. D. Bruce, The Middle English metrical 10mance »Le Morte Arthur«: Its sources and its relation to Sir Thomas Malory's »Morte Darthur«. L. Wiener, Engl. rummage, franz. maquignon, maquiller, masque etc. · L. Wiener, Roman ogro, E. Einenkel, das indefinitum, V. F. Holthausen, zu alt- und mittelenglischen dichtungen, XII.

orco

Anglia, beiblatt. 10, 9-12. 11, 1-3. (Januar—Juli 1900).

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Be

Archiv für das studium der neueren sprachen und litteraturen. 103, 3, 4: Karl Luick, über die diphthongierung von me. u, i und verwandte deutsche erscheinungen. A. L. Stiefel, über die quelle von J. Fletcher's 'Island Princess.' J. Schick, zu Shelley's Prometheus Unbound. Herausgeg. aus dem nachlass von Julius Zupitza. Kleine mitteilungen: E. Björkman, zur englischen wortkunde. R. Petsch, zum englischen volksrätsel. Beurteilungen und kurze anzeigen. 104, 1. 2: F. Liebermann, matrosenstellung aus landgütern der kirche London, um 1000. E. Koeppel, zur englischen wortbildungslehre. G. Sarrazin, scenerie und staffage im sommernachtstraum'. Kleine mitteilungen. urteilungen und kurze anzeigen. 104, 3. 4: E. Koeppel, zur engl. wortbildungslehre. F. Klaeber, aus anlass von Beowulf 2724 f. M. Förster, kleine mitteilungen zur me. lehrdichtung. G. Herzfeld, eine neue quelle für Lewis' 'Monk'. Kleine mitteilungen. Beurteilungen und kurze anzeigen. Literaturblatt für germ. und roman. Philologie. 21, 1-7. (Januar-Juli 1900). Modern Language Notes. 14, 8 (Dez. 1899): G. Hempl. The semasiology of έniorauai, verstehen, understand, unterstehen, gestehen, unternehmen, undertake etc. R. M. Alden, The time element in English verse. Reviews. spondence. 15, 1 (Jan. 1900): F. A. Wood, The semasiology of understand, verstehen, ἐπίσταμαι. Reviews etc. 15, 2 (Feb.): J. B. Hennemann, The seventeenth annual meeting of the Modern Language Association. L. A. Fisher, The first American reprint of Wordsworth. P. W. Long, A detail of Renaissance criticism. C. Searles, Some notes on Boïardo's version of the Alexandersagas. F. A. Wood, Etymologies. Reviews etc. 15, 3 (March): C. W. Eastman, Meeting of the central division of the Mod. Lang. Association of America. K. Merrill, Wordsworth's Realism, I. A. C. Wheelock, Note on the time analysis of Macbeth III 4-IV 1. Reviews etc. 15, 4 (April):

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E. P. Morton, A method of teaching metrics. F. M. Warren, Molière's L'Avare and Le Drame Bourgeois. R. Merrill, Wordsworth's Realism, II. Reviews 15, 5 (May): F. E. Schelling, Valteger, »Henges«< and the Mayor of QueenG. Hempl, Notes on English Vowels. Reviews etc.

etc.

borough.

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15, 6 J. B.

(Juni): C. Harrison, Than whom. F. A. Wood, Etymological Notes.
Fletcher, Spenser and >>E. K.« F. N. Scott, Gray, and grey. C. F. Mc.
Clumpha, Parallels between Shakespeare's Sonnets and Love's Labour's Lost,
Reviews etc.

The Journal of Germanic Philology. 3, 1 (1900): F. A. Blackburn, The Husband's Message and the accompanying riddles of the Exeter Book. A. C. L. Brown, The source of a Guy of Warwick chap-book. J. M. Mc Bryde,

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E. W. Fay, The primitive Aryan name of the

Die neueren sprachen. 7, 9 (Jan. 1900): F. Lindner, die stellung der neueren philologie an den universitäten und ihr verhältnis besonders zur klassischen philologie. Ph. Aronstein, Samuel Pepys und seine zeit, IV. - Berichte. Besprechungen. Vermischtes 7, 10 (Feb. März): Ph. Aronstein, Samuel Pepys und seine zeit, V. Berichte etc. 8, 1 (April): A. Brunnemann, die jüngsten französischen romanschriftsteller. J. N. Gallée und H. Zwademaker,

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über graphik der sprachlaute, namentlich der explosiva. Berichte etc. 8, 2 (Mai): L. Bevier, The acoustic analysis of the vowel A. Berichte etc. 8,3 (Juni): W. Vietor, neuphilologische wünsche für universität und schule. Berichte etc. 8, 4 (Juli): E. Ahnert, 9. allgemeiner deutscher neuphilologentag zu Leipzig. G. Buchner, 1. hauptversammlung des bayerischen neuphilologen

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Beiträge zur geschichte der deutschen sprache und literatur. 25, 1 (19. Feb. 1900): W. Braune, die handschriftenverhältnisse des nibelungenliedes. - O. Bremer, zum alter des namens der Franken. liches zum Hildebrandsliede.

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Indogermanische forschungen. 11, 1. 2 (23. Feb. 1900): F. Sommer, die komparationssuffixe in lateinischen. K. Brugmann, griechische und italische miszellen. H. M. Chadwick, ablaut problems in the Idg. verb. M. H. Jellinek, die endung der 2. person pl. praes. im ahd. 11, 3. 4 (15. Juni 1900): F. Sommer, die komparationssuffixe im lateinischen, II. K. Brugmann, zur griech. und latein. etymologie und stammbildungslehre. L. H. Gray, zur idg. syntax von *nāman.

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G. N. Hatzidakis, zur ethnologie der alten Makedonier. F. Sommer, lateinischer vokalumlaut in haupttonigen silben. Zeitschrift für vergleichende litteraturgeschichte. NF. 13, 4. 5 (15. Feb. 1900): W. Bormann, zwei haupstücke von der tragödie. I. Schuld und sühne. – J. Bolte, der ursprung der Don Juan-sage, I–IV.

sprechungen.

Vermischtes. Be

Zeitschrift für französische sprache und litteratur. 21, 6 u. 8 (24 Feb. 1900): referate und rezensionen. 22, 1 u. 3 (10. März): W. Golther, bemerkungen zur sage und dichtung von Tristan und Isolde. W. Mangold, Friedrich der Grosse und Molière. W. Horn, zur lautlehre der französ. ¡ehrund fremdwörter im deutschen (forts.). 22, 2 u. 4 (11. Juli): referate und

rezensionen.

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