Page images
PDF
EPUB

2) Wenn Juno mit Minerva herabfährt, um dem Blutvergießen des Mars zu steuern *):

Οσσον δ' ήεροειδες άνης ἰδεν ὀφθαλμοισιν

Ἡμενος ἐν σκοπιῃ, λευσσων ἐπι οίνοπα ποντον, Τοσσον ἐπιθρωσκεσι, θεων ύψηλεες ἱπποι. Welch ein Raum, und dieser Raum ist nur ein Sprung! Und ist nur die Elle des gans zen Weges, an dessen Ende die Göttinnen schon gleich in der folgenden Zeile find **).— Scipio Gentili in seinen Anmerkungen über den Tasso, sagt, daß ein großer das mals lebender Kunstrichter den Virgil ges tadelt habe, daß er den Merkur ***), ins dem er von dem Olymp nach Carthago flieget, unterweges auf dem Berge Atlas ruben lasse; quafi che non fi convenga ad uno Dio lo ftancarfi. Allein, fährt er fort, ich verstehe diesen Einwurf nicht;

*) Iliad. E. 770.

**) Pag. 7.

***) Aen. lib. IV. 252.

[ocr errors]

und ohne Zweifel, daß ihn Tasso eben so wenig verstand, welcher sich kein Bedenken macht, den Virgil in diesem Stücke nach: zuahmen. Denn Tasso läßt den Gabriel, als er von Gott zum Gottfried herabges schickt wird, auf dem Libanus ruhen*). Wie Tasso den Virgil hier nachgeahmt, so ift Virgil dem Homer gefolgt; welcher den Merkur, als er von dem Jupiter zur Cas lypso gesendet wird, auf dem Pierius Stas tion halten läßt **). Meiner Meynung nach hätte Gentili dem Kunstrichter sagen sollen: Ihr müßt dieses Anhalten auf „dem Atlas nicht als ein Zeichen der Ers ,,müdung des Gottes betrachten; als ein „solches würde es allerdings unanståndig

seyn. Sondern die Absicht des Dichters ,,dabey ist diese: er will euch eine lebhafte "Idee von der Weite des Weges machen, ,,und zerlegt ihn also in zwey Hälften und

*) Canto 1. ft. 14. **) Odyff. E. 50.

,,läßt euch aus der bekannten Größe der ,,einen kleineren Hälfte auf die unbekannte ,,Größe der andern Hälfte schließen." Von dem innersten Olymp bis auf den Pierius oder Atlas; oder von diesen Bergen bis in die Insel Ogygia, oder bis nach Cars thago; und so wird mir die Weite des Weges sinnlicher, als wenn es bloß hieße, aus dem Olymp nach Ogygia oder Cars thago. Tasso bleibt nur gewisserma: Ben darin hinter den alten Dichtern zurück, daß er einen Berg nimmt, welcher dem Orte, wohin der Engel geschickt wird, zu nahe liegt. Von Tortosa bis zum Libas nus ist ein zu kleiner Weg, als daß er mich, den Weg von dem Libanus bis in den Himmel mir besonders weit vorzustels len, veranlassen könnte.

3) Von dieser dritten Art ist die Beschreis bung Homers von den Stutten des Erichthonius *):

*) Iliad, XX. v. 226.

Ai

Αἱ δ' ότε μεν σκιρτωεν ἐπι ζείδωρον άρεραν
Ακρον ἐπ ̓ ἀνθερικων καρπον θεον, ε δε και

τεκλων

Αλλ' ότε δη σκιρτώεν ἐπ ̓ εὐρεα νώτα θαλασσης
̓Ακρον ἐπι ρηγμινος άλος πολιοιο θεεσκον.

Ste liefen über die Spißen der Aehren ohne fte zu beugen, und liefen auf der schäumenden Fläche des Meeres einher." - Es ist philos sophisch richtig, daß die äußerste Geschwindigs keit den Körpern, über welche sie geschiehet, keine Zeit läßt, irgend einen Eindruck anzuneh men; in dem Augenblicke, in welchem der Druck auf die Aehre geschiehet, hört er auch schon wieder auf; und die Aehre muß sich also in eben demselben Augenblicke beugen und wies der aufrichten; das ist, sie muß sich gar nicht beugen. Die Dacier, welche das erste Deor durch marchoient überseßt, ohne Zweifel, aus der kleinen nichtswürdigen Ursache, nicht zweys mal couroient sagen zu dürfen, verdirbt die ganze Schönheit der Stelle. Denn dieses marchoient involvirt eine gewisse Langsamkeit,

[merged small][ocr errors]

mit welcher jene Erscheinung unmöglich bestes hen kann.

Indeß kann man sagen, muß dieses auch noch so schnelle Aufsehen auf die unterliegenden Körper dennoch die Bewegung in etwas langsa: mer machen, wenn dieses Etwas auch schon noch so unendlich, noch so unmerklich ist. Und das Her läßt Homer seine Götter, wenn er ihnen die allermöglichste Schnelligkeit geben will, gar nicht auffeßen, den Boden gar nicht berühren, sondern über den Boden dahin streichen, und zwar ohne Fortseßung der Füße mit an einander geschlossenen Beinen, weil schon die wechselss weise Bewegung *) derselben Verzögerung und Aufenthalt zu erfordern scheint. Diese seinen Göttern eigenthümliche Bewegung vergleicht der Dichter mit dem Fluge der Tauben, als wenn er von der Juno und Minerva sagt: Iliad. E. 778.

*) De greffu Deorum fiehe Comment. in Virgil. Aeneid. lib. I. v. 405. Et vera incessu patuit Dea; & Wouerius cap. 1. de umbra.

« PreviousContinue »