Page images
PDF
EPUB

der

JENAISCHEN

ALLGEM. LITERATUR-ZEITUNG

Numero 107.

*

LITERARISCHE NACHRICHTEN.

L. Beförderungen und Ehrenbezeugungen.
Hr. Dr. Karl Theod. Gutjahr in Leipzig hat den

Ruf als 2ter Prof. der Rechte nach Greifswalde,
mit dem Charakter eines K. Schwed. Juftizraths
-erhalten.

In Paris find 6 Erzbischöffe, 3 Bifchöffe, die 3 reformirten Prediger, Marron, Meftrezat und Rabaud, die 3 Präfidenten der luther. Confift. Jacobi, Kern und Pietfch, und der Aftronom La lande, Vf. des Dict. des Athees, zu Mitgliedern der Ehrenlegion ernannt worden.

Der Kurpf. Neuburg. Land. Dir. R. Hr. von Schilcher, ift zum Director bey der ftaatswirthfchaftl. Deputation d. Land. Dir. zu Würzburg erhannt worden.

Der Minifter des Innern, Hr. Chaptal, hat seine Entlaffung verlangt und erhalten. Er will bloss den Willenfchaften leben. Bonaparte hat ihn in-defs zum Senator ernannt, denn, fchrieb er: Dans ces fonctions éminentes, qui vous laissent plus de tems à donner à vos travaux pour la prospérité de nos arts et les progrès de notre industrie manufacturière, vous rendrez d'utiles services à l'Etat et à moi. Sur ce, je prie Dieu qu'il vous ait en sa sainte garde."

[ocr errors]

Hr. Legationsrath Ch. A. Fischer ist zum ordentl. Prof. der Culturgefchichte und schönen Wissensch, in Würzburg ernannt worden.

Der gekrönte Poet Hr. Affell. Reinhard zu Göttingen ist Ehrenritter des St. Joachims-Orden geworden.

ས་

Der bisherige aufserordentl. Prof. der Medicin zu Jena, Hr. D. Froriep, ift in Halle in gleicher Qualität angeftellt worden.

An die Stelle des als ordentl. Prof. der Rechte nach Landshut abgegangenen Landes directionsraths Hn. v. Hellersberg in München, ift der feitherige Prof. des bayerifchen Staats- und Fürftenrechts, Hr. Hofr. Joh. G. Fefsmair, zum wirkl. Landesdirectionsrath ernannt worden.

Da die Zahl der proteftantischen Einwohner der fränkischen Provinzen sich sehr beträchtlich

vermehrt hat, und diefen nicht nur gleiche bür gerliche Existenz, fondern auch unbefchränkte Religionsübung zugeftanden ift: so hat der Kurf. von Bayern ein Generalconfiftorium für felbige angeordnet, und die Hn. Paulus, Martini und Niethammer (f. No. 95) zu Confiftorialräthen ernannt. Die bisher beftandenen Localconfiftorien zu Schweinfurt und Rothenburg werden aufgehoben.

Der Kurerzkanzler hat den geiftl. Rath und Dechant, Hn. K. J. Hieron. Kolborn, zum Geh. Rath ernannt.

Hr. Chr. Fr. Rieger, bisher Pf. zu Wangen, ift Dekan in Ludwigsburg geworden.

II. Todesfälle.

Am 22 Jun. ft. zu Meifsen der Rector der Für. ftenfchule Hr. Joh. Aug. Müller, Herausg. einiger Rhapfodien der Ilias mit Excerpten a. d. Euftathius und den Scholiaften, alt 73 J.

Den 18 Jul. ft. zu Wien Hr. D. Joh. Jac. Wernifcheck in einem Alter von 61 J.

Zu Wien ft. den 19 Jul. der Dr. und Prof. d. Rechte, Hr. O. App. R. Jof. v. Petzeck, 54 J. alt. Zu Dijon starb kürzlich der vortheilhaft bekannte Bildhauer Attiret im 80 J. f. Lebens.

Zu Turin ft. d. 11 Thermidor der berühmte D. Karl Allione, Prof. der Botanik, 79 J. alt. Sein Werk: matière médicale fur les trois regnes de la nature, wird für ein Hauptwerk in diefer Art gehalten.

III. Vermifchte Nachrichten.

[blocks in formation]

LITERARISCHE

1. Ankündigungen neuer Bücher.

In der Andreäischen Buchhandlung zu Frankfurt find folgende neue Bücher zu haben: Diel, A. F. A., über die Anlegung einer Obftorangerie in Scherben, und die Vegetation der Gewächse. 2 Bände mit 7 Kupfern. 3te verm. Auflage. 8. 2 Rthlr. 16 gr Nau, B. S., vermifchte Auffätze über Land- und Forstwirthschaft. gr. 8. 16 gr. Röfchlaub, D. Andr., erfter Entwurf eines Lehrbuchs der allgemeinen Iatrie und ihrer Propädeutik, als Handschrift zu feinen Vorlefunar Theil. gr. 8. 1 Rthlr. 12 gr. gen.

Der Signatfiern oder die enthüllten fieben Grade der myftifchen Freymaurerey nebft dem Orden der Ritter des Lichts. 3r Thl. 8. Berlin bey Schöne 1 Rthlr. 12 gr.

Diefer Theil des Signatfterns zeichnet fich von den vorigen dadurch aus, dafs er das System der höhern Zinzendorffchen oder fchwedifchen Grade enthält, welcher auf ein geheimes Chriftenthum und ein himmlifches Jerufalem auf diefer Erde hinauslaufen. Ferner finden wir in demfelben Nachrichten von Stark über das Klerikat der Tempelherrn, welche bisher ganz unbekannte Auffchlüffe gewähren. Kurz: keine einzige Loge vermag über Maurerey fo bündig zu belehals diefer dritte Theil des Signatterns. Er

zündet ein Licht an das den höhern Graden wohl für immer ein Ende machen und zur ächt englischen und einzigen Maurerey `wieder zurückführen dürfte.

Anzeige für Entomologen.

In der Schüppelschen Buchhandlung in Berlin ift erschienen und durch alle Buchhandlungen zu haben:

Klug, D. Fr., Monographia Siricum; cum tabulis aeneis VIII coloratis, 4. 3 Rthlr.

12 gr.

Der Herr Verfaffer, der als ein fcharffichtiger Beobachter der Natur dem entomologischen Publicum bereits bekannt ist, hat in diefem Werke, welches als Mufter einer guten naturhiftorifchen Monographie aufgeftellt zu werden verdient, durch genaue Angabe und Befchreibung der einzig wahren Gattungscharaktere, fehr beftimmt die Gattungen, Oryffus, Hybonotus, Sirex, Aftatus und Sapyga auseinander gefetzt, in welche das alte genus Sirex zerfallen musste.

Auch hat er zuerft durch Abfonderung der Varietäten und Gefchlechter, die wirklichen Arten (wozu mehrere neue, bis jetzt unbekannte gekommen find) beftinmt, und mit vortrefflichen auf beide Gelchlechter durchaus paffenden Artdiagnofen

ANZEIGEN.

[blocks in formation]

In der Schüppelfchen Buchhandlung in Berlin ift erschienen und durch alle Buchhandlungen zu haben: Willdenow D. Carol. Ludov. Hortus Berolinenfis, five icones et defcriptiones plantarum minus cognitarum horti regii academici be rolinenfis.

Ein Werk, wie das vorliegende, in welchem einer der erften jetzt lebenden Botaniker eine Menge der feltenften, noch nirgends abgebildeten und gröfstentheils bisher gänzlich unbekannten Pflanzen aus allen Theilen der Welt bekannt macht, verdient mit Recht die Aufmerksamkeit eines jeden Freundes der Botanik. Aus diesen Gründen hielt fich auch obige Verlagshandlung verpflichtet, durch genaue, fchön geftochene, auf das fauberfte nach der Natur ausgemahlte Kupfer, und durch correcten und fplendiden Druck auf schönem holländifchen Papier, für die möglichste einmüthig das Urtheil: dafs es den erften und äufsere Eleganz zu forgen. Alle Kenner fällen

[ocr errors]

theuerften Werken des Auslandes an die Seite gesetzt werden kann, und dafs 4 Rthlr. 4 gr. Preufs, Courant für ein 1 Heft von 12 fauber ausgemahlten Kupfern und eben fo vielen Blättern Text auf dem schönsten Papier in gr. Folio, wirk. lich ein fehr mäfsiger Preis für das find, was das Publicum erhält. Es ift übrigens von diesem mit allgemeinem Beyfall augenommenen Werke fchon der 3te Heft erschienen, und da die Verlagshandlung durch einen hinlänglichen Absatz schon gedeckt ift, fo leidet die ununterbrochene Fortletzung deffelben keinen Zweifel.

[blocks in formation]
[merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small]

bequemen Handausgabe vom Neuen Teftament; herausgegeben von Griesbach.

Diese Ausgabe enthält Griesbachs Text, von ihm felbft nicht nur neu revidirt, fondern auch mit einer Auswahl verfchiedener Lesarten verfehen, welche in gedrängtefter Kürze alles enthalten, was nur in kritischer oder exegetifcher Hinficht von einiger Wichtigkeit ift. Sie wird mit den nämlichen neuen Typen gedruckt, welche zu der kürzlich erfchienen Ausgabe des Wolffchen Homers gebraucht wurden, und wird fich nicht allein durch gutes Papier und die äufserfte Correctheit, fondern auch durch die äufserfie Wohlfeilheit empfehlen, und fich dadurch zu einer Ausgabe zum Gebrauch in Gymnafien und auf Akademien eignen. Vier und zwanzig Bogen, welche zwey Drittheile des Ganzen ausmachen, find bereits fertig, und es wird mit dem Drucke diefer Ausgabe, fo wie mit dem des 3ten und 4ten Bandes der Prachtausgabe, ununterbrochen fortgefahren.

Leipzig den 26 Auguft 1804.

G. J. Göfchen.

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors]
[merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors]

Scene: Ah quefto feno! Arme!) 8 gr.

No. 6. Quartett: Dite almeno. hab ich denn verbrochen.)

ich:) 12 gr.

(In meine

(Sagt was

Naumann, J. A., Scalen mit untergelegtem Bass

zur Uebung der Stimme für angehende und geübtere Sänger. 3 gr.

Reicha, Ant., gr. Quatuor p. 2 Violons, A. et Vlle. Op. 52. 18 gr...

Gr. Duo p. 2 Violons.

Op. 53

16 gr. Sonate p. le Pianof. av, acc. d'une Flute obligée. Op. 54. 16 gr.

2 Sonates p. le Pianof. av. acc. d'un Violon. Op. 55. 1 Thlr. 8 gr.

}

Grand Quatuor p. 2 Violans, A. et Vlle. Op. 58. 18 gr.

Riem,

W. F., Sonate p. le Pianof. Op. 4. 12 gr.

Sonate p. le Pianof. av. acc. d'un Violon. Op. 5. 16 gr.

[ocr errors]

P.

le Pianof. 8 gr. 12 Eccoffoiles Rode, P., Variations p. le Pianof. 8 gr. Schreiber, C., 16 Lieder mit Begl. des Pianof. 2 Thlr.

Schu

[ocr errors]

Schubert, J. F., Neue Singe-Schule oder gründliche und vollständige Anweifung zur Singekunft, mit hinlänglichen Uebungsfücken. 2 Thlr. 16 gr.

Schwegler, 3 Duo p. 2 Flütes. Op. 1. 16 gr. Wölfl, J., Sonate à 4 mains. Op. 17. 1 Thlr. 3 Sonates progreffives p. le Pianof. av. acc. de Violon. Op. 24. 1 Thlr.

Romance de l'opéra: Une Folie, p. Méhul, variée p. le Pianof. 8 gr.

Ariette, No. 3. aus der Oper: l'amour romanesque (Die romanhafte Liebe) Le cheval m'a rompu les os (Ganz zerfchlagen war ich.) Klav. Ausz. 8 gr. No. 7. ebendaraus: Au sein d'un bonheur. (Es floffen Juliens Tage.) 8 gr. No. 8 ebendaraus: Eh refuse t'on (Wer fäh gern die Tochter leiden.)

fa fille. 8 gr.

No. 9. ebendaraus: Lucile eft féduifante. (Lucile ist schön.) 6 gr. Zumfteeg, Die Frühlingsfeyer; Ode von Klopftock, zur Declamation, mit Begleitung des Orchesters. Partitur. ■ Thlr. 8 gr.

detto Klavierauszug. 12 gr.
Kantate: Ein Hauch ift unfer Leben.

Partitur. No. 5. 18 gr.

arr.

[blocks in formation]

1

Gefänge mit Begleitung der Guitarre, und Anhang. 8. 1801. 2 Rthlr. 4 gr. 12) Def on A. Harder.

Auch find jetzt wieder

J. S. Bachs Vierftimmige Choralgefänge 4 Theile, welches Werk fonft 5 Thlr. 8 gr. koftete und feit langer Zeit fehlte, bey uns complet zu haben für 1 Thlr. 8 gr.

Vorftehende Mufikalien find beym Hofcommissär Fiedler in Jena ebenfalls um die beygesetzten Preise jederzeit zu bekommen.

[ocr errors][merged small][merged small]
[ocr errors]

"

[ocr errors]
[ocr errors]

Seite 117 Zeile 5 ftatt 6 liefs b. S. 121 Z. 23 Ft. Laudius 1. Baudius. S. 135 Z. 18 ft. der 1. die. S. 159 Z. 1 ft. Stück 1. Stücks. S. 162 Z. 28 nach,, Gegenstandes" 1., der. S. 176 Z. 3 ft. deffelben 1. derfelben.. S. 180 Z. 12 nach ,,deffelben" 1. anzufehen. S. 252 Z. 24 ft. diefem 1. dem fie. S 262 Z. 19 ft. Herrscher 1. Herrschaft. S. 274 Z. 4 ft. Ecftofis' 1. Ecftafis. S. 427 Z. 10 ft. Ereignifs 1. Ereignifle. S. 442 Z. 21 ft. tranfivitive I. tranfitive. S. 474 Z. 10 ft.

läfst 1. fällt.

Die übrigen minder wichtigen Druckfehler

Paul Gotthelf Kummer in Leipzig hat aus Brauns in Berlin, und Richters in Dresden Verlage an fich gekauft: 1) Adelungs Anleitung zur mufikal. Gelahrtheit. 2te Aufl. von Hiller. 8. 1783. 1 Rthlr. 2) - Pefchecks Vorhof der Rechenkunft. 3 Thle. 8. 1785.. 1 Rthlr. 3) Pafferi Leben der Mahler und Bildhauer auch Baumeister. 8. 1786. 1 Rthlr. 4) Gunther das Privilegium de non appellando des Kurf. Haufes Sachfen. 8. 1788.12 gr. 5) Pefchecks arith"metischer Löfefchlüffel. 4 Thle. 4. 1751. 2 Rthlr. 8 gr. 6) Löfecke therapia fpecialis interna. 4 Thle. 8. 1775. 1 Rthlr. 16 gr. 7), Pufendorf de officio hominis et civis. 4. 1767. 16 gr. 8) Venette Geheimniffe keufcher Liebeswerke. 8. 1788. 16 gr. 9) Woltmann's Beyträge zur Gefchichte des menfchl. Herzens. 2 Thle, 8. 1790. 1 Rthlr. 16 gr. 10) Phantafus, Taufend und Ein Märchen. 2 Bde. 8. 1802. 4 Rthlr. 20 gr. 11) Heinfius neue deutsche Sprachlehre. 3 Thle. Ten neuer angehender Lateiner. 8. 1801. 6 gr. 13) Buchholz Abhandlung über die Kuhpocken. 8. 1802. 2 Rthlr. 14) Michaelis vollständiges Rechenbuch. 2 Thle. 8. 1801. 1 Rthlr. 8 gr. 15) Bernhardi neue yerbefferte lateinifche märkifche Grammatik. ir Thl. 8. 1797. 7 gr. Deffelben Buchs 2r Thl. auch unter dem Titel: Märkische latein. u. deutsche Chreftomathie zum Gebrauch der Schulen und Gymnafien, befonders der niedern lateinischen Claffen nebft einem deutsch. latein. Wörterbuche. 8. 1779. 7 gr. 16) Bernhardi vollständ. griechische Grammatik für Schulen und Gymnafien. 8. 1797. 14 gr. Ebelings, Verfuch einer Logik. 8. 1800. 9 gr. 18) Hallers Beyträge z. Beförderung der Gefchichte und Heilung der Krankheiten. 6 Bände 8. 7 Rthlr. 12 gr. 19) Ideen zur natürlichen Gefchichte der politischen Revolutionen, 8. 1802. 18 gr. 20) Jenifch über Gottes verehrungen und kirchliche Re ormen. 8. 1802. 20 gr. 21) Ran dels neuere S aatskunde von Spanien. 2 Thle. gr. 8. 1797. 2 Rthlr. 18 gr. 22) Resewitz Erziehungsfchriften. 5 Bände. 8. 1797. 5 Rthlr. 4 gr. 23) Thedens neue Bemerkungen und Erfahrungen zur Bereicherung der Wundarzueykunft und Heilkunde. 3 Bände 8. 1795. 2 Rthlr. 2 gr. 24) Unterricht im Schachspiel. 8. 1797. 1 Rthlr. 25) Clairauts Anfangsgründe der Algebra. 8. 1797. 1 Rthlr. 26) Nicolai Anek6 Hefte. 8. 1797

doten von Friedrich II. 2 Rthlr.

17)

der

JENAIS CHEN

ALLGEM. LITERATUR-ZEITUNG

Numero 108.

1

Aufgefodert

LITERARISCHE

Neue Erfindungen.

von der Direction diefer LiteraturZeitung, ihr eine authentische Nachricht über die von mir angekündigte Anleitung zur Mnemonik zu ertheilen, komme ich hier ihrem Verlangen indem ich die nähern Umstände beentgegen, kannt mache, von welchen die Erfindung und Ankündigung meiner Methode begleitet war.

Im Frühlinge des verfloffenen Jahres, da ich eben die Reife in die aufgehobenen Bayerischen Abteyen antreten musste, wurde ich durch die zufällige Auffoderung eines Freundes veranlafst, die Mnemonik der Alten einer nähern Prüfung zu unterwerfen.

Während der ganzen Reife befchäftigte ich mich nebenher mit dieser Unterfuchung, die mich natürlich dahin führte, von der alten Meganz thode, die feither durch Hn. Gräffe's katechetifches Magazin und Hn. Käftners Mnemonik der Alten dem gelehrten Publicum bekannter gewor⚫ den ift, das Mangelhafte einzufehen und zugleich eine bessere zu erfinden. Einige kleine Proben, die ich mit mir felbft vornahın, indem ich während des Reitens von Freyfingen nach Landshut fechs in der Gefchwindigkeit Telbft verfafste Briefe in Gedanken fechs Schreibern absatzweife dictirte, überzeugten mich von der Anwendbarkeit meiner Methode, und ich wünschte nur eine Gelegenheit, fie im Grofsen anwenden zu können, eine Sache, die für mich selbst, wegen Mangel der hiezu nöthigen Musse, unausführbar war. In diefem Zeitpunkte wurde mir Hr. Karl Duchet Der Eifer von Regensburg aus anempfohlen. und das redliche Benehmen, das ich an ihn bemerkte, bewogen mich, ihm meine Methode unter der Bedingung des Stillfchweigens mitzutheilen. Nach einigen kleinern Proben, welche die Anwendbarkeit des Syftems auf eine, felbft in Erftaunen fetzende Art bewiefen, beschloss ich, einen auffallenden Verfuch zu machen, der, wenn er gelang, meinem Schüler ein reichliches Unterkommen und den Willenschaften felbft einen vielfachen Nutzen gewähren musste.

mich

NACHRICHTEN.

Hr. Duchet wagte fich also an die Bibel, und
lernte den Inhalt ihrer Kapitel auf folche Art aus-
wendig, dafs er die vielen hundert Summarien
derfelben in jeder Ordnung vor und rückwärts
und mit Ueberfpringung jeder verlangten Anzahl
von Kapiteln oder Büchern recitiren, auch bey
angegebener Zahl des Kapitels den Inhalt, oder
umgekehrt bey angegebenem Inhalt die Zahl an-
zeigen und das Wefentliche der dort enthaltenen
Gefchichte erzählen konnte. Ich hatte die Bibel
defswegen gewählt, weil Hr. Duchet bey feiner
Abficht zu reifen, fich auf ein allgemein bekann-
tes Buch befchränken musste, und weil ich dafür
es werde jedermann einsehen, dass auf
hielt,
gleiche Art jedes andere pofitive Lehr- oder Ge-
fchichtbuch dem Gedächtnifs eingeprägt werden
könne. Zugleich übte ich ihn in der Kunft Zah-
len zu behalten, und mehrere Briefe zu dictiren.

Hr. Duchet trat zum erftenmal im Museum zu München am 21 April d. J. auf, nachdem das Publicum durch eine ,,Nachricht über eine höchftwichtige Erfindung zur Verbesserung des natürlichen Gedächtniffes 1804, 8." von der Sache felbft in Kenntnifs gesetzt worden war. Am 24 deffelben Monats legte er bey der Akademie der Wissenschaften eine Probe ab. Beide Inftitute fchenkten ihm ihren Beyfall. Die Akademie beehrte ihn mit der gröfsern filbernen Medaille, und stellte ihm ein fehr vortheilhaftes Zeugnifs aus.

Verschiedene Ausftreuungen bösgefinnter Menschen, welche die Mnemonik herabsetzen wollten, veranlafsten mich, in der Münchner Staats-Zeitung das Anerbieten zu machen, dafs ich mit Jedermann zu wetten bereit fey:,,dafs durch das natürliche Gedächtnifs keiner das zu leisten vermöge, was Hr. Duchet durch Hülfe der Methode leiften könne, die Aufgabe möge feyn welche fie wolle." Diese Auffoderung machte die wenigen Gegner der Mnemonik in München verftummen. Ich gab hierauf in deutscher und franzöfifcher Sprache in der Schererifchen Buchhandlung eine Denkfchrift über den wahren Begriff und den Nutzen der Mnemonik heraus, worin ich den Gelehrten näher angab, was fie von der Erinnerungs- Willenschaft zu erwarten haben. (5) Q

Zu

« PreviousContinue »