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deten, nie an der neptunischen Natur des Bafalts zweifelten; dafs franzöfifche und italienische Mineralogen hingegen, welche ihr Vaterland nicht verliefsen, auch mit wahrem Beftreben, ihre Meinungen aufzugeben, fobald fie mit der Natur nicht übereinstimmen, fich von ihren vulkanifchen Ideen nicht trennen können.

Breislac, Forlis, Fabroni und vorzüglich der fcharffehende Dolomieu, find hiervon auffallende Beyspiele. Liegt der Grund diefer Erfcheinung in dem verfchiednen Vorkommen der Trappgebirgsarten in jenen Ländern, und in Deutschland und England?

Aber auch unter denen, die den neptunifchen Urfprung des Bafalts vertheidigen, herrfcht eine grofse Verschiedenheit.

Gewöhnlich betrachten diefe die Formation des Bafalts, als zur Claffe der Flötzgebirgsarten gehörig, halten jedoch dafür, dafs fie in jeder Zeitperiode der letztern wiederholt fey. Karften fieht hingegen, in feinen mineralogischen Tabellen, alle zum Bafalt gehörigen Gebirgsarten vereint, als eine eigene felbfifiändige Claffe an, und andere Geognoften hegen noch andere Meinungen von diefer Gebirgsart.

Sollte nicht eine neue Preisfrage jetzt, da mehrere Data vorhanden find, als zur Zeit der vormaligen Preisbewerber, näher zum Ziele führen? Wir glauben es, zumal viele Erfahrungen darüber in einer grofsen Menge vorzüglicher Schriften niedergelegt find, zumal ein auffallender neuer Beftandtheil durch Klaproth und Kennedy im Bafalt aufgefunden, und gewifs manches Wefentliche beobachtet ift, wovon fich noch nichts in gedruckten Schriften findet.

Wir bestimmen daher einen Preis von dreyfsig Stück Ducaten, den eins unserer verehrten, um Beförderung des willenschaftlichen Studiums rühmlichft verdienten auswärtigen Mitglieder,

uns zu einem literarischen Zwecke anvertraut hat, für diejenige Schrift, welche die Natur des Bafalts und der damit verwandten Gebirgsarten am getreuer ften Schildern, die befriedigendfien Aufschlüsse dar über beybringen, und die Unrichtigkeiten in jeder der bisherigen Vorftellungsarten am gründlichsten aufdecken wird.

des

Die Preisbewerber werden im voraus einsehen, dafs alle einfeitigen Beurtheilungen, bey de nen man nur auf die geognoftischen Verhältnisse eines Landes Rücklicht nehmen wollte, Zwecks verfehlen müssen. Es wird daher befonders eine Vergleichung der auffallendften Verfchiedenheiten des erwähnten räthfelhaften Naturprodukts in verfchiedenen Gegenden erwartet, z. B. des Bafalts in Böhmen und am Rhein, des von Auvergne mit dem im obern und mittlern Italien, des Schottischen mit dem Irrländifchen.

Eine genaue Auseinandersetzung des eigenthümlichen Charakters diefer Formation in den. verfchiedenen Ländern und eine klare Darftellung der fich hieraus ergebenden Hauptresultate für die ganze Formation, in Uebereinstimmung mit den übrigen anerkannten Principien der Geognofie, würde den Wünschen der unterzeichne ten Gesellschaft entsprechen.

Die Einfendung der in deutfcher, franzöfi fcher oder lateinifcher Sprache abzufaffenden Preisschriften geschieht, unter den gewöhnlichen Formalitäten, mit einem Motto, und einem auf gleiche Weife bezeichneten verfiegelten Zettel, worin der Name des Verfallers fteht, verfehen, unter der Adresse :

An die Gefellschaft naturforfchender Freunde zu Berlin,

und der Termin wird bis zum iften October 1805

offen bleiben.

Berlin den 1oten April 1804.

Die Gefellschaft naturforschender Freunde.

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Noch etwas zu No. 12, 17, 21, 27.

Warum foll der Unterschied von Ahnen und ahnden verworfen werden? Der Machtspruch des übrigens von mir verehrten Kant, dass ahnen kein deutsches Wort fey, möchte wol von einer grofsen Anzahl Deutscher beftritten werden. Die Verwandtschaft, ja, wenn man will, Einerleyheit der Begriffe, die man unterscheiden will, steht nicht entgegen der leiseren Schattirung, die man diesen Begriffen auch für das Ohr geben möchte. Es ift derfelbe Fall wie wol und wohl (Siche J. A. L. Z. Int. Bl. No. 30 p. 239). Ahnden hat einen Confonanten mehr als ahnen, und jeder folcher, der mit Fug entfernt werden kann, wird von dem gebildeten Deutschen gern verabschiedet. Alfo fchelte man uns nicht für ahnen, wie nicht für Gemeine, woneben wir dulden die Gemeinde. Animadvertere freylich heifst auch firafen, und wird da nicht durch Schrift, oder vielmehr Ausfprache, unterschieden, Aber foll uns diefer Vorgang einer fremden Sprache Gefetz feyn, noch dazu, wenn anderswo jene Sprache felbft, wie alle, das Naturgefetz einer leisen Unterscheidung befolgt?

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1

G. L. S.

der

JENAISCHEN

ALLGEM. LITERATUR-ZEITUNG

Numero 52.

LITERARISCHE

I. Univerfitäten - Chronik.

Le Y den.

Den 8 Febr. war der Prorectorats-Wechfel.

Der bisherige Prorector van Voorft (Dr. und Prof. der Theol.) übergab feinem Nachfolger, dem Dr. und Prof, der Theol., Rau, diefe Würde mit einer Rede: De Jo. Aug. Erneftio optimo poft Hugonem Grotium duce et magiftro interpretum N. Foederis.

Utrecht.

Den 19 Jan. hielt Hr. van Heusde, als Prof. der Gefchichte, Alterthümer, Beredfamkeit und griechischen Sprache, feine Antrittsrede: de antiqua eloquentia cum recentiore comparata.

II. Oeffentliche Lehranstalten.

(A. Br. v. Weftpreussen.)

Seit die Provinz Westpreufsen unter Preussifcher Hoheit fteht, ift zwar hin und wieder an einzelnen Orten, von gutdenkenden Patronen oder thätigen Schulvorstehern, manches Gute in Hinficht des Schul- und Erziehungswefens, jedoch von Seiten des Staats noch nichts Beträchtliches zu einer zweckmässigen Organisation des Ganzen gefchehen. Jetzt aber ift grofse Hoffnung, eine folche werde endlich zu Stande kommen. würdige Kanzler und Regierungs-Chef, Präfident Baron v. Schrötter und die weltpreufsifche Regierung zu Marienwerder, nehmen sich diese wichtige Angelegenheit fehr zu Herzen, und eröffnen ihrem guten Fortgange die befte Ausficht.

Der

Es

foll nämlich das ganze Unterrichtswefen aus feiner bisherigen Zerstückelung in einen planmässigen Zusammenhang gebracht werden und als ein organifirtes Ganzes in einander greifen. Durch

ein Regierungs-Refcript vom 30 Jul. 1803, welches durch ein anderes vom 4 März d. J. näher bestimmt worden, ift feftgesetzt, dafs künftig in Elementar - Schulen für die Bildung der untersten Volksclaffe der erfte Anfang des Unterrichts ge

NACHRICHTEN.

macht werde, an diefe fich Bürger-Schulen für die intellectuelle Cultur des ftädtischen Bürgerftandes fchliefsen, auf diefe Mittel- Schulen für die gebildetere Claffe der Unftudirten folgen, und endlich Gelehrten-Schulen, durch die wiffenfchaftliche Vorbereitung des künftigen Gelehrten in weiterem Sinne, den Curfus des Schulunterrichts vollenden follen. Diefelben follen fo mit einander verbunden werden, dafs die höheren Schulen in ihren unteren Abtheilungen immer die niedern enthalten, eine Gelehrten Schule alfo in ihren untern Claffen eine Mittel-, Bürger- und Elementar-Schule begreift, und die untern wieder auf die höhern vorbereiten, und ihre Lehrlinge, die weiter gehen wollen, immer an diefe abgeben. Mit den Elementar-Schulen follen auch Mädchenund Induftrie-Schulen verbunden werden.. Als Gelehrten-Schulen find anerkannt die Gymnafien in Danzig, Elbing und Thorn, die Schulen in Marienwerder und Marienburg, und das v. Conradifche Schul- und Erziehungs - Inftitut zu Jenkau bey Danzig; als Mittel-Schulen die Schulen in Graudenz, Culm und Conitz; Bürger-Schulen werden in gröfseren Städten. mehrere und fonst an vielen Orten seyn; und eine Elementar-Schule wird jeder Ort haben. Die Entwerfung des Lehrplans für die Mittel-, Bürger- und ElementarSchulen ift dem Director und Prof. Süvern am Gymnafium zu Elbing und dem Director Jachmann am Erziehungs-Inftitute zu Jenkau aufgetragen, welche beide gemeinfchaftlich daran arbeiten.. So ftehen auch einigen der GelehrtenSchulen heilfame Reformen bevor, z. B. dem Gymnasium zu Elbing, für welches auch von Seiten des dortigen Magiftrats eifrig gearbeitet wird. Nächftens foll von diefem weitere Nachricht gegeben werden.

III. Beförderungen und Ehrenbezeugungen.

Berlin. Hr. Johann Wilhelm Nolte, Professor am Friedrich-Wilhelms Gymnafium, ift zum Affeffor beym Ober- Confiftorium mit Sitz und Stimme, und zum Affeffor beym Departement der Kirchen, Schul- und Erziehungs- auch milden

(3) F

milden Stiftungs-Angelegenheiten ernannt worden.

Halle. Hr. D. Niemeyer in Halle ist zum wirklichen Berlinifchen Ober- Confiftorial - Rath, mit Beybehaltung feiner Aemter und feines Aufenthalts in Halle, und zum Mitarbeiter bey dem unter der Direction des Staatsminifters von Maffow ftehenden Departement des Kirchen-, Schul- und milden Stiftungswefens ernannt.

Braunfchweig. Der als Schrift fteller rühmlich bekannte hiefige Prof. und D. der Arzneygelahrtheit, Hr. Ernft Horn, ift zum ordentlichen Profeffor der Medicin und Vicefenior der medicinischen Facultät in Wittenberg ernannt worden.

Warschau. Das aus dem ehemaligen Piarenfonds errichtete neue Gymnasium hat nunmehr ein Lehrerperfonale erhalten. Hr. Linde aus Wien ist als Director angeftellt. Der bisherige Rector in Perleburg in der Priegnitz, Hr. Stöphafius, und der Schulamtscandidat Lindau in Berlin, der kürzlich eine Uebersetzung des Phädon von Plato edirt hat, und fich jetzt mit einer Ueberfetzung der Werke des Thucydides befchäftigt, find zu Professoren ernannt. Aufserdem hat das Gymnafium einige Polnische Profefforen erhalten.

Berlin. Der Affeffor Heerwagen, ift zum Kriegsrath beym Manufactur- und Commerz-Collegium beftellt worden.

IV. Todesfälle.

Am 3 Germinal starb zu Ryffel der Arzt und Prof. der Botanik Hr. Leftiboudois, den Naturforschern rühmlich bekannt durch feine Botanographie belgique, in feinem goften Jahre. Noch zwölf Stunden vor feinem Tode verglich er mehrere Pflanzen mit einander.

VII. Vermifchte Nachrichten.

Der edle Prof. Valli fchrieb aus Pera, dass ihm von seiner letzten, an ihm selbst verrichteten Peft- Inoculation ein Schaden am Fulse zurück

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geblieben fey, wodurch er den Gebrauch deffelben zu verlieren fürchte. ,,Ich hüte, fagt er,

lange verzögerte, fo wüfste ich mir zu helfen. das Bett, aber wenn fich meine Genefung zu Man kann auch mit hölzernen Beinen den Arzt machen."

In der Kirche von Santa Croce in Florenz follen, neben den Särgen Galilei's, Machiavelli's und Buonarotti's, auch für Dante und Alfieri Denkmäler errichtet werden. Zu dem für Dante hat ein florentinifcher Architekt den Plan an die Akademie von St. Lukas in Rom eingefchickt.

Das für den Kurfürsten von Wirtemberg beftimmte Gemählde, David, wie er vor Saul diet Harfe fpielt, welches der junge Mahler Schick aus Stuttgardt jüngft in Rom vollendet hat, fand dafelbft allgemeinen Beyfall, was nicht wenig fagen will.

Der Dane Thorwaldson hat seit Kurzem wieder ein vorzügliches Basrelief zu Rom vollendet, das die Entführung der Brifeis aus Achilles Zelt darftellt.

In der Bibliothek des Hrn. v. Serna Santander in Brüffel, die er zum Verkauf anbietet, findet fich, aufser andern koftbaren Werken, ein bekoftbares Exemplar von Debry's Grands et petits Voyages, und unter mehr als 300 im 15ten Jahrhundert gedruckten, die erfte Ausgabe von Julius Caefar, Silius Italicus, Claudian, Valerius ca's Briefen u. a. m., so wie auch die erften typoMaximus, Prudentius, Sidonius Apollinaris, Senegraphifchen Producte Belgiens. Der Catalog diefer Bibliothek ift felbft ein für Bibliographie fchätzbares Werk.

A. Br. v. Berlin, v. 23 Apr. Die bekannte Frau v. Stael - Holftein, die fich eine Zeitlang hier aufhielt, ift vor ein Paar Tagen, auf erhaltene Nachricht vom Tode ihres Vaters, des berühmten Fin. Min. Necker, nach Helvetien zurück gereiset.

LITERARISCHE ANZEIGE N.

I. Ankündigungen neuer Bücher. Neuigkeiten für die Oftermefle 1804.

von

Gebhard und Körber in Frankfurt am Main. Arzt (der) wie er feyn follte, dem gefunden und befonders dem kranken Publicum gewidmet von einem praktischen Arzte. 8. 6 gr. oder 24 kr. Bender (F. X.) katholisches Lehr- und Gebetbuch

zur Beförderung der währen Andacht und der Aufklärung des Volks. 8. od. 30 kr. 8 gr. Beweis, dafs die bey den Proteftanten üblichen Ehefcheidungen vom Bande auch nach katholischen Grundfätzen gültig find etc. gr. 8.

16 od. 1 fl. gr.. Gebete (neue) Gefänge und Litaneyen, unter dem Opfer des neuen Teftaments, brauch katholischer Landleute, bey dem gezum Gewöhnlichen Pfarrgottesdienfte. 8. 6 gr. oder

24 kr.

Gedan

Gedanken über die Vereinigung der Proteftanten in den Kurfürftl. Baadifchen Staaten etc. 4 gr. oder 15 kr. Häberlin (F. D.) neuere deutsche Reichsgefchichte, bis auf unfere Zeiten, fortgeletzt von R. K. von Senckenberg; 28r Band. gr. 8. 2 Rthlr. oder 3 fl. 36 kr. Hebel (J. P.) allemannische Gedichte für Freunde ländlicher Natur und Sitten, 2te Auflage, mit Mufik. 8. Rthlr. 2 gr. oder i fl. 36 kr. Kern (G. C. E.) Verfuch populärer Kanzelreden, Homilien und einiger Altargebete, im Geilte des Zeitalters, befonders zu Vorlesungen bey Filial-Gemeinden bestimmt, 8. 20 gr. oder 1 fl. 15 kr. Kirchenraths-Inftruction (Markgräflich-Baadifche) durch Anhang und Beylagen auf den jetzigen Landeszuftand angewendet, neue Auflage. 8. 1 Rthlr. 8 gr. oder 2 ft. Landes-Organisation (Kurfürftlich - Baadische) in 13 Edikten mit Beylagen, nebft einem Anhang, enthaltend ein Verzeichnifs aller Ortfchaften, Höfe etc. der Baadifchen Lande. 8. 1 Rthlr. 8 gr. od. 2 fl. Magazin (neueftes) für Leichenpredigten, in welchem auf jeden möglichen Fall paffende Leichenpredigten auch Difpofitionen zu denfelben und Parentationen enthalten find, herausgegeben von einigen Landpredigern. ir Band. gr. 8. 18 gr. oder 1 fl. 12 kr. Pflicht (die letzte) der Lebenden gegen Verftorbene, in vorfichtiger Beerdigung der menfchlichen Refte etc. 8. 4 gr. od. 15 kr. Senckenberg (R. K. von) Geschichte des deutfchen Reichs, vom Prager Frieden an bis auf unsere Zeiten, 2r Band. gr. 8. 2 Rthlr. oder 3 fl. 36 kr. Ebendeff. Gefchichte der weftphälifchen Friedensunterhandlungen etc. gr. 8. 16 gr. od. 1 fl.

Unter dem Titel: Bibliotheca efpañola, wird von Johanni diefes Jahres an, eine Sammlung der beften und beliebteften poetischen und profaischen Schriftsteller der Spanier in unferm Verlage erfcheinen. Unter den aufzunehmenden Werken befinden fich unter andern folgende:

Obras de Garcilafo de la Vega, Hiftoria de las Guerras civiles de Granada, Obras de Cervantes, la Araucana, la Aufiriada de Juan Rufo, Hiftoria del mundo nuevo, Hiftoria de la conquifia de Mexico, la Diana de Monte Major, la Diana enamorada de Gilpolo, u. l. w.

Der in dem letzten Jahrzehend in Deutschland fo fehr zugenommene Gefchmack an der fpanischen Literatur, und der Mangel an guten und correcten fpanifchen Originalwerken, läfst uns erwarten, dafs fich viele Intereffenten zur Unterftützung diefes Unternehmens finden werden. Mit den beften Hülfsmitteln verfehen, und mit

Rath und That von einem würdigen deutfchen Philologen unterstützt, verfprechen wir correcten Druck, und verlichern, dafs auch in Hiuficht des Aeufsern nichts zu wünschen übrig bleiben foll. Der Preis eines Bandes in ord. 8., er fey ein halbes oder ein ganzes Alphabet ftark, ift 12 gr. auf schönes Druckpapier, und 15 gr. auf Schreibpapier. Alle 4 Monate gedenken wir einen Band zu liefern. Gotha, im März 1804. Steudel und Keil.

II. Antikritik.

In der Hallefchen Literatur-Zeitung 1803 No. 301 ift recenfirt: Wahrheit und Dichtung über unfre Fortdauer nach dem Tode. In Briefen von Julius und Emilien. Herausgegeben von Fr. Ehrenberg. Leipzig b. Steinacker 1803.

Für den gelehrten Kenner der Philofophie spricht fich der Geift diefer Recenfion selbst deutlich genug aus. Das gröfsere Publicum, welchem die Schrift zunächft gewidmet ift, möge mit wenigem auf diesen Geift aufmerksam gemacht werden.

-

Es ift fchon charakteristisch, wenn der Recenfent von fich felbft in der mehrern Zahl redet (er fagt wir und uns). Das pflegen nur diejenigen zu thun, die etwas repräfentiren. Auch er repräfentirt freylich das Publicum wohl nicht, aber die Schaar der nachbetenden Anganze hänger der Kantischen Philofophie. Er ist ein Kantianer ftrictioris obfervantiae, und geht nach dem Buchstaben, in dem Masse, dafs er gleich desorientirt ift, wenn er die Kantifche Terminologie nicht wiederfindet. So meint er, es fey ein Widerspruch, wenn in der angeführten Schrift behauptet wird,,,der moralifche Glaube fey höher als die Vernunft, " und dann wieder,,,er habe feine Quelle im Gewiffen, welches doch die fich offenbarende Vernunft felbft wäre." Hätte ich dort theoretische hier praktische Vernunft gefagt: fo hätte er es vielleicht verftanden : aber auch das Publicum, das von den Kunstausdrücken der Philofophie nichts weifs? Wo gefagt wurde, der Glaube fey über die Vernunft, da ward diefs fo erklärt, er werde nicht auf dem Wege der Demonftration gefunden, nicht durch theoretische Beweife erlangt (Vergl. S. 25-29 der Schrift). Das war doch für den Unbefangenen, der nicht blofs Worte liest, fondern Sachen verfteht deutlich genug. Was die kritifche Philofophie praktische Vernunft nennt, das heifst in der Sprache des Lebens: Herz, Gewiffen, moralifches Gefühl, und wird der Vernunft als dem Vermögen der Speculation entgegen gefetzt. Ueberdem ift aus diefer praktischen Vernunft alles hergeleitet. Aber der Name fehlt ein grofses Verbrechen für diejenigen, deren Philofophie in Namen und Formeln besteht.

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von S. 53 bis 67 ausgeführt find. Man lefe fie da nach und vergleiche dann das Gemengfel des

Rec. damit.

Ohne begreiflichen Inhalt mufs fo viel heifsen als nicht in Iantifchen Formeln.

Man traut kaum feinen Augen, wenn man weiter liest:,,nirgends berührt der Verf. die Na,,tur der moralifchen Freyheit und des morali

Der Rec. meint, ich hätte das Gewissen nicht vorzugsweise das Ueberfinnliche im Menfchen nennen follen, da es nicht das einzige Ueberfinnliche fey. Hier fcheint ihn doch fein Gedächtnifs verlaflen zu haben: fonft würde er wiffen, dafs Ueberfinnliches und intelligibles Subirat zwey verfchiedene Begriffe find, und das eritere bey Kant nichts anders bedeute, als auch bey den Philofophen aufser der Kantifchen Schule,,,lchen Gefetzes, des höchften Gutes und der und bey denen, welche zwifchen Erfcheinung,,moralifchen Triebfeder. Er übergeht die mound Ding an fich keinen Unterfchied machen. Die moralifche Weltordnung ift, nach Kant, überfinnlich, die phyfifche finnlich; beiden liegt, inwiefern fie erfcheinen, ein intelligibles Subftrat zum Grunde. Sollte indefs auch Kant diefe beiden Ausdrücke zuweilen verwechfelt haben: fo hat er doch die Sache felbft unterschieden; und der Sprachgebrauch aller Zeiten möchte. doch wohl feine entfcheidende Autorität behalten.

Er tadelt den Ausdruck endlicher Geift. Sollte es ihm denn unbekannt seyn, dafs es nicht bloss ein Endliches der Dauer, fondern auch der Kraft nach giebt? Er wird doch wohl thun, er die Terminologie noch etwas beller einlernen will.

wenn

Vom Ganzen fagt der Rec., es fey verworren, unvollständig, und beftehe in unzufammenhängenden Bruchftücken ohne begreiflichen Inhalt.

,,ralischen Gründe des Glaubens an Gott und Un,,fterblichkeit." Was das erfte betrifft: fo hätte es eben fo gut heifsen können: er übergeht die Natur der Weltkörper, der Sparöfen, der Schutzblattern and Futterkräuter. Man erhält aber Aufschluss darüber, wenn man fich erinnert, dafs die genannten Dinge in Kants Kritik der praktischen Vernunft zulammen abgehandelt werden. So weit geht die Geiftesfclaverey, dafs man die Rubriken des Meifters auch da fucht, wo von ganz andern Dingen die Rede ift. Freyheit, Gefetz, höchftes Gut und moralische Triebfeder 'gehören in die Moral; aber nie in eine Schrift über die Fortdauer nach dem Tode.

Die aufgeftellten Gründe des Glaubens an Unfterblichkeit find ja keine andern als die moralifchen, die Rec. vermifst. Aber die Kantifche Form und die Kantischen Ausdrücke fehlen. Nun wer follte auch da nicht irre werden? Diels mag hinreichen, den Geift diefer Recenfion kenntlich zu machen, und daraus auf den Mann und den übrigen Inhalt schliefsen zu Jallen.

Freylich, wenn ich den Glauben an Unfterblichkeit fo deducirt hätte, wie er einzelne Stellen, aus dem Zufammenhange gerillen, an einander reiht, und gerade folche heraushebt, die zum wefentlichen der Darstellung nicht gehören: fo müsste ich fchwerlich felbft gewufst,,menfchliche Anficht erreicht die Wahrheit; fie haben, was ich wollte.

,,Die Pflicht weifet dem Menschen ein un,,endliches Ziel an. Er hat eine Aufgabe, von ,,welcher er zu keiner Zeit glauben kann, dafs er ,,fie vollständig gelöft habe. Wer feine Pflicht ,,heilig hält, und ihre entfcheidende Autorität ,,anerkennt, kann nie denken, dafs feine Exi,,ftenz aufhöre, weil er in ihrem Dienste noch ,,immer etwas zu thun hat. Jeder Moment feines „Lebens ist die Verheifsung eines noch folgen,,den." Das find die einfachen Gedanken, die

Nur noch Eine Behauptung, worüber Rec. fich verwundert, schränke ich in etwas ein. Wenn ich nämlich in der Schrift fagte:,,keine einzelne

,,liegt in der Vereinigung aller Anfichten:" so nehme ich die Anfichten des Rec., fo wie aller, die auf des Meifters Worte gefchworen haben, davon aus. Von uns andern Sterblichen mag es wahr bleiben, dafs unfre Individualität fich in alle unfre Urtheile mische, und dafs wir diefelbe nicht anders davon trennen können, als dadurch, dafs uns fremde Urtheile mitgetheilt werden, und die unfrigen berichtigen. Da fällt denn freylich alle Infallibilität weg. Der Verfasser.

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