Psychosomatik und Kleinkindforschung

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Psychosozial-Verlag, 2002 M12 1 - 352 pages
Pathogene Einflüsse der frühesten Lebenszeit, insbesondere der frühen Mutter-Kind-Beziehung, werden von vielen psychoanalytischen Autoren als ein wesentlicher Faktor angesehen, der in dem späteren Auftreten psychosomatischer Erkrankungen einen wesentlichen Anteil hat. Einer dieser Autoren ist Hans Müller-Braunschweig, der mit seinen Gedanken zum Einfluss der frühen Mutter-Kind-Beziehung auf die Disposition zu psychosomatischen Erkrankungen schon vor ca. dreißig Jahren einen Einfluss auf die weitere Entwicklung nahm. Er nahm an, dass der averbale »Dialog« (René Spitz) zwischen Mutter und Kind eine Grundlage für die weitere psychische Entwicklung, auf der sich u.a. die Objektbeziehungen, die Realitätsprüfung und die Möglichkeit einer befriedigenden narzisstischen Regulation aufbauen. Er bezog dabei ausgesprochen experimentell ausgerichtete Untersuchungen, die in einem nicht psychoanalytischen Bezugsrahmen entstanden waren, in seine Reflektionen mit ein. Inzwischen hat die Säuglings- und Kleinkindforschung eine Fülle empirisch begründeter Ergebnisse geliefert, die eine mangelnde psychophysische Belastbarkeit im späteren Leben und eine Anfälligkeit für psychosomatische Symptome erklären können. Interaktionsprozesse und der affektive Austausch zwischen Bezugsperson und Kind ermöglichen in den ersten Lebensmonaten die Grundregulation und führen zu Repräsentanzen von Interaktionen, die die Basis für die spätere Bindungsqualität des Kindes bilden. Diese mutuelle Regulation des Mutter-Kind-Paares stellt die Grundlage für die selbstregulativen Fähigkeit des späteren Erwachsenen dar, in unterschiedlichem Ausmaß, auf verschiedenen Ebenen, sprachlich-symbolisch oder körperlich-psychosomatisch. Auf dem Hintergrund der aktuellen Ergebnisse werden in diesem Buch die Arbeiten Hans Müller-Braunschweigs in ihren Bezügen aufgenommen und die wichtigsten neuen Ergebnisse aus der Säuglings- und Kleinkindforschung und ihre Relevanz für das Verständnis der Entstehung psychosomatischer Erkrankungen diskutiert. Mit Beiträgen von: Hans Müller-Braunschweig, Angela von Arnim, Dieter Beckmann, Burkhard Brosig, Elmar Brähler, Uwe Gieler, Jürgen Hardt, Hans-Peter Hartmann, Günter Heisterkamp, Wolfgang Milch, Michael Putzke, Ursula Volz, Hans-Jürgen Wirth

About the author (2002)

Wolfgang E. Milch ist in privater Praxis in Gießen tätig. Er ist Psychoanalytiker (DPV) und Mitglied des »International Council for Psychoanalytic Self Psychology«. Er ist geschäftsführender Herausgeber des International Journal of Psychoanalytic Self Psychology und veröffentlichte Beiträge zu psychoanalytischer Selbstpsychologie, Narzissmus, Behandlung suizidaler Patienten und psychoanalytischer Psychosomatik. Stand: Mär 2012

Hans Müller-Braunschweig ist Psychoanalytiker, 1970 bis 1984 Leiter des Psychoanalytischen Instituts Gießen, Lehranalytiker der DPV, Selbsterfahrung in verschiedenen körperorientierten Therapien.

Hans-Jürgen Wirth ist Psychoanalytiker, Psychologischer Psychotherapeut, arbeitet als Psychoanalytiker (DPV, IPA, DGPT) und psychoanalytischer Paar-, Familien- und Sozialtherapeut (BvPPF) in eigener Praxis in Gießen. Studium der Psychologie und Soziologie in Gießen. 1976–1992 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Hochschulassistent am »Zentrum für Psychosomatische Medizin« der Universität Gießen als Mitarbeiter von Horst-Eberhard Richter. 1985 Promotion zum Dr. rer. soc. am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Justus-Liebig-Universität Gießen. 1997 Habilitation am Fachbereich 11 Human- und Gesundheitswissenschaften der Universität Bremen. 1997–2004 Privatdozent, 2004-2009 außerplanmäßiger Professor für das Fachgebiet »Psychoanalyse mit dem besonderen Schwerpunkt der Prävention, Psychotherapie und psychoanalytischen Sozialpsychologie« an der Universität Bremen, ab 2010 außerplanmäßiger Professor für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie an der Universität Frankfurt/Main. Er ist Gründer und Verleger des Psychosozial-Verlages.

Elmar Brähler war bis 2013 Leiter der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig. Er war u.a. Mitglied im Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten und ist im Hochschulrat der Universität Leipzig. Stand: 09.2014

Hans-Peter Hartmann ist Privatdozent an der Universität Gießen, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Psychotherapie und Psychoanalyse (DPV, DGPT, IPA). Hartmann studierte Psychologie an der Johannes- Gutenberg-Universität Mainz und der Justus-Liebig-Universität Gießen, an der er zusätzlich ein Studium der Humanmedizin absolvierte. Später ließ er sich am dortigen Institut für Psychotherapie und Psychoanalyse zum Zusatztitel »Psychotherapie« weiterbilden. Er arbeitete als Assistenzarzt am Psychiatrischen Krankenhaus Gießen, war leitender Arzt des Bereiches Akutpsychiatrie und stellvertretender Ärztlicher Direktor des Psychiatrischen Krankenhauses Weilmünster. Seit 1997 ist Hartmann Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychiatrie des Zentrums für Soziale Psychiatrie Bergstraße in Heppenheim. 2002 wurde Hartmann an der Fakultät für Erziehungs- und Humanwissenschaften der Universität Kassel für das Fachgebiet Psychoanalytische Psychologie (Schwerpunkt: Entwicklungspsychopathologie) habilitiert. Zwei Jahre später ließ er sich an der Justus-Liebig-Universität im Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften in der Abteilung Klinische Psychologie umhabilitieren. Von ihm liegen zahlreiche wissenschaftliche Publikationen sowie nationale und internationale Kongressbeiträge und Fortbildungsvorträge zu den Themenbereichen Mutter-Kind-Behandlung, Behandlung schwerer psychischer Störungen, Psychoanalytische Selbstpsychologie, Bindungstheorie, Beiträge zur psychoanalytischen Theorie vor. Veröffentlichungen u.a.: Kernberg, O.F./Hartmann, H.-P. (Hrsg.) (2006): Narzissmus. Grundlagen, Störungsbilder, Therapie. Stuttgart (Schattauer). Urban, M./Hartmann, H.-P. (Hrsg.) (2005): Bindungstheorie in der Psychiatrie. Göttingen (Vandenhoeck&Ruprecht). (Mit-)Herausgeber der Zeitschrift »Selbstpsychologie – Europäische Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Therapie«. Frankfurt (Brandes und Apsel).

Dieter Beckmann war seit 1964 Mitarbeiter, Privatdozent und Professor in der Klinik für Psychosomatische Medizin in Gießen. Seit 1967 Lehrstuhlvertretungen in der Biomathematik und Medizinischen Soziologie. Seit 1973 Lehrstuhl für Medizinische Psychologie. Er war Direktor des Zentrums für Psychosomatische Medizin.

Burkhard Brosig, Psychoanalytiker, Arzt, Dozent für Analyt. Psychosomatik (JLU Gießen), habilitierte sich zur »Psychoneuroimmunologie der Neurodermitis«.

Uwe Gieler, Hautarzt, Psychotherapeut, Prof. für Psychosomatik (JLU Gießen), publiziert vielfältig international und leitet wichtige Forschungsprojekte zum Thema »Psychosomatik und Haut«.

Michael Putzke ist stellvertretender Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Bürgerhospital Friedberg/Hessen. Studium der Medizin, Soziologie und Politikwissenschaften, Facharzt für Psychiatrie, Ausbildung zum Psychoanalytiker und Gruppenanalytiker.

Ursula Volz-Boers, Psychoanalytikerin (DPV), Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie, Dozentin, Lehranalytikerin und Supervisorin der Psychoanalytischen Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf.

Günter Heisterkamp ist Lehranalytiker (DGIP, DGPT), Kontrollanalytiker sowie Gruppenanalytiker und Teamsupervisor. Er war zuletzt an der Universität Essen in den Bereichen Pädagogische und Klinische Psychologie tätig. Er hat mehrere Bücher und zahlreiche Aufsätze zur leiblichen Dimension des psychoanalytischen Behandlungsgeschehens sowie zur Atmosphäre und Freude in Psychotherapie und Psychoanalyse veröffentlicht.

Jürgen Hardt studierte Philosophie und Psychologie in Köln und war Mitarbeiter von Wilhelm Salber. Während seiner psychoanalytischen Ausbildung in Gießen engagierte er sich in der Sozialpsychiatrischen Bewegung. Er ist Psychologischer Psychotherapeut, Psychoanalytiker, Lehr- und Kontrollanalytiker (DPV), Gruppenlehranalytiker, Supervisor sowie Organisationsberater und war Gründungspräsident der Landespsychotherapeutenkammer Hessen. Stand: April 2013; Autorenfoto: Monika Werneke, Wiesbaden

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